Hagen.

„Der Einzelhandel prägt ja das Gesicht einer Stadt, gehört zum Leben der Menschen”, sagt die ehemalige Vizepräsidentin des Bundestags, Wirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen und Ausländerbeauftragte der Bundesregierung. Doch ihrer Meinung nach kommt gerade die Geschichte des Einzelhandels zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in der Hagener Heimatkunde so gut wie nicht vor.

An die 140 Betriebe hat Liselotte Funcke schon ausfindig gemacht. „Das ist aber nur ein Teil des damaligen Bestandes aus Hagen, Haspe und Hohenlimburg.” Die Recherche gestaltet sich nicht einfach. Denn im Zweiten Weltkrieg sind viele Unterlagen verloren gegangen. Einige der Unternehmen bestehen noch, andere sind schon lange verschwunden. Liselotte Funcke hat Zeitzeugen und Familienangehörige der Besitzer befragt, hat kaum Material im Stadtarchiv und nur wenig im Wirtschaftsarchiv in Dortmund gefunden.

„Hilfreich waren Unterlagen des Heimatforschers Lars Bergmann”, erzählt die FDP-Politikerin. „Er hat zwar nur alte Rechnungen gesammelt, aber durch diese Mosaiksteinchen haben sich manche Quellen erschlossen.” Besonders schwierig gestaltete sich Liselotte Funckes Recherche bei den Apotheken der damaligen Zeit. „Oft sind die nicht in der Familie weitervererbt worden, da ja zur Führung ein gelernter Apotheker notwendig war.”

Viele Unternehmen, sei es aus den Bereichen Textil, Schuhe, Spielzeug, Werkzeug oder Lebensmittel, sind damals unter dem alten Namen von den Töchtern der Gründer weitergeführt worden, weil die Söhne gefallen waren oder andere Pläne hatten, hat Frau Funcke herausgefunden. In kurzen Portraits stellt die Autorin die Firmen und Betriebe vor, sie hat auch umfangreiches Fotomaterial.

Liselotte Funcke, bekannte Hagener Liberale, arbeitet an einem Buch über den Hagener Einzelhandel zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Fotos: Andy Spyra
Liselotte Funcke, bekannte Hagener Liberale, arbeitet an einem Buch über den Hagener Einzelhandel zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Fotos: Andy Spyra © Andy Spyra

„30 Portraits sind bereits geschrieben, aber diese Zahl möchte ich möglichst verdoppeln”, hofft Liselotte Funcke. Fertiggestellt sein soll das Buch über den Einzelhandel in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Mai. Frau Funcke arbeitet mit dem Hagener Ardenku-Verlag zusammen, wie auch bei den Büchern „Hagener Straßen erzählen Geschichte(n)” und „Hagener Industriebetriebe”.

Dort wundert es auch niemanden, dass Liselotte Funcke weder auf der Schreibmaschine, geschweige denn am PC arbeitet. „Ich schreibe meine Texte mit der Hand, die werden dann erfasst”, erklärt die Autorin. Liselotte Funcke würde sich über Unterstützung aus der Hagener Bevölkerung bei der Recherche freuen. „Wer noch etwas weiß von Einzelhandelsunternehmen aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg, möge sich bitte mit mir schriftlich in Verbindung setzen”, bittet die Autorin.

Ganz besonders interessiert ist Liselotte Funcke an Informationen über folgende Betriebe: PCK Ackermann, Becker & Köhler, Jos. Beulen, Bromnitz, Bachrach, Foto Bach, Gustav Claas, Herrfurth, Stallmann, Stracke, Hammerschmidt, Hettlage, Ernst Fernholz, Gustav Goebel, Franz Slaby, Kiefer, Jos. Klein, Alsberg/Neugebauer, Schild, Quester, Rüggeberg.