Breckerfeld. . Von den jüngsten Preissteigerungen profitieren die heimischen Landwirte kaum. Für den Liter Milch bekommen sie nicht einmal das gleiche wie vor 30 Jahren.

60 Cent kostet der Liter Milch beim Discounter. Neun Cent mehr als noch vor wenigen Wochen. Schlecht für Verbraucher, eigentlich ein gutes Signal für die heimischen Landwirte. Zwar geben die meisten ihre Milch für Landliebe-Produkte der Molkerei Campina, die nicht in den Günstig-Regalen zu finden sind – dennoch bekommen auch sie mehr Geld.

Bis zu 3,2 Cent für Bauern

Das gilt auch für Thomas Brückner (33), Jörg Allefeld (33), Matthias Schnepper (25) und Heiner Born (21). Sie bilden den jungen Vorstand Landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld. Sie alle sind spezialisiert auf Milchviehwirtschaft. Und sie alle wissen, wer von der Preissteigerung in den Supermärkten profitiert. „Wir Landwirte sind es nur ganz bedingt“, sagt Thomas Brückner. „Denn von den rund neun Cent, die die Preise angezogen haben, landen nur 2,7 bis 3,2 Cent bei uns. Trotz des guten Preises ist die Milchviehwirtschaft nicht so rentabel, wie sie sein müsste.“

Ortslandwirt Uli Ferron hat noch einen Ordner aus dem Jahr 1982. In ihm sind Rechnungen und Lieferscheine abgeheftet. Und ein Blick auf den Milchpreis rückt die Relationen zurecht. 69,3 Pfennig zahlten die Molkereien vor 30 Jahren pro Liter. 33,2 Cent – also nicht einmal das gleiche – waren es im August 2012. „Natürlich ist in dieser Zeit auch die Leistung der Kühe gestiegen – hier bei uns von 6000 auf 8500 Liter pro Kuh und Jahr“, sagt Ferron. „Aber man muss nur mal bedenken, was der Liter Diesel vor 30 Jahren gekostet hat und was wir heute dafür zahlen.“ – „Die Schere“, so Thomas Brückner, „geht immer weiter auseinander.“

Steigende Pachtpreise

Hinzu kommen steigende Pachtpreise für Ackerland, dass die Landwirte für den Anbau von Futter nutzen. „Durch den Maisanbau für erneuerbare Energien werden die Flächen knapp“, sagt Jörg Allefeld. „Zwar gibt es keine verlässlichen Daten. Aber die steigenden Abgaben spüren wir auch in Breckerfeld. Die meisten Landwirte haben wesentlich mehr Land dazugepachtet, als sich in ihrem eigenen Besitz befindet.“

Was für die Milchpreise gilt, gilt auch für die Fleischpreise. „Wir erreichen jetzt noch nicht einmal das Niveau, dass wir vor 30 Jahren hatten“, so Ferron, dessen Fleisch direkt von einem Metzger vor Ort vermarktet wird. „Wir haben Einnahmequellen außerhalb der Landwirtschaft. Sonst wäre es nicht möglich, den Betrieb zu bewirtschaften.“ Die Rationalisierung sei ausgereizt. Einen eigenen Maschinenpark hat Ferron nicht mehr. Auch Ackerbau betreibt er nicht.