Hagen/Wetter. . Der Schließtechnik-Hersteller Burg könnte seine Produktion aus Kostengründen ins Ausland verlagern, bleibt aber lieber in der Region. Interview mit Geschäftsführer Achim Lüling

Der Schließsystemhersteller Burg aus Wetter will mit einem Produktionsstandort in Hagen weiter wachsen. Warum sich das international tätige Familienunternehmen mit 350 Mitarbeitern für einen Verbleib in der Region entschied, erklärt Geschäftsführer Achim Lüling (46).

Frage: „Alles echt“: Können Sie sich als Unternehmen mit dem neuen Slogan für Südwestfalen identifizieren?

Achim Lüling: Ja, sehr gut. „Alles echt“ beschreibt auf eine nachdrückliche Weise, was unsere Heimat ausmacht. Als Westfalen wird uns oft eine gewisse Sturheit nachgesagt, aber eigentlich sind wir bodenständig und ehrlich.

Sie gelten als Fürsprecher Südwestfalens, das gerade beginnt, sich stärker zu vermarkten. Was macht die Region für Sie aus?

Rein geografisch gehören wir streng genommen zur Metropole Ruhr. Allerdings fühlen wir uns in der Grenzlage Hagen/Wetter Südwestfalen sehr zugehörig. Für uns verbinden sich hier Tradition und Moderne, Industriegebiete und ländliche Gegenden sowie Kultur und Tourismus. Die Vereinbarung scheinbarer Gegensätze macht den Standort sehr reizvoll.

Ist das auch der Grund, warum Sie sich trotz Ihres bevorstehenden Standortwechsels für den Verbleib in der Region entschieden haben?

Ja, auch. Hier liegen unsere Wurzeln und hierzu bekennen wir uns auch. Allerdings nehmen wir keinen kompletten Standortwechsel vor. Unsere Zentrale mit Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb bleibt am historischen Standort von 1890 an der Hegestraße in Wetter. Zum Jahreswechsel 2013/2014 verlagern wir ausschließlich unsere Produktion komplett nach Hagen. Diese Zeit benötigen wir, weil die gesamte Technik für den Fertigungsprozess vom Druckguss bis hin zur Fertigstellung von Schließsystemen umgebaut werden muss.

Welche Gründe sprechen für den neuen Standort?

Er liegt näher an der Zentrale als unsere bisherige Produktion in Wetter. Außerdem gab es zum Zeitpunkt unserer Entscheidung keine adäquaten Freiflächen in Wetter. In Hagen bauen wir jetzt eine auf unsere Bedürfnisse zugeschnittene Produktionshalle, von der wir uns Effizienzsteigerungen erhoffen.

Effizienzsteigerung klingt nach Rationalisierung im Mitarbeiterstab.

Nein. Wir planen zwar vorerst keine Personalaufstockung, sondern wollen durch die logistisch neu durchdachten Strukturen unser vorhandenes Potenzial für zusätzliches Wachstum nutzen. Unsere Mitarbeiter ziehen einige Straßen weiter. Alle 120 Mitarbeiter werden wie bisher in der neuen Werkshalle im Dreischichtbetrieb arbeiten.

Stichwort Fachkräftemangel: Können Sie Ihren Bedarf an qualifiziertem Personal in der Region noch problemlos decken?

Bisher sehe ich das Problem für uns nicht. Die gute Hochschullandschaft in der Region und interessante Konzepte zwischen Schulen, Hochschulen und Firmen decken den Nachwuchsbedarf auch für die Zukunft. Deshalb sehen wir als Firma Burg auch weiterhin die Verantwortung auszubilden. Augenblick­lich beschäftigen wir sechs Azubis in der Gießerei, im Formen- und Werkzeugbau, in der Entwicklung und im kaufmännischen Bereich.

Aber auch die Schülerzahlen werden sinken.

Darauf bereiten wir uns vor. Zwar haben wir in Südwestfalen derzeit eine hervorragende Beschäfti-gungslage, aber einzelne Unternehmen müssen im Rahmen der Nachwuchsförderung interessante Konzepte entwickeln. Wir beschäftigen derzeit zum Beispiel drei Werkstudenten, die während des Studiums in Projekte eingebunden sind. Das kann ein Weg sein, jungen Menschen eine Perspektive zu bieten und sie auch in unserem Interesse früh an sich zu binden.

Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung: Ist es für Sie als international agierendes Unternehmen nicht einfacher, neue Standorte im Ausland aufzubauen?

Das sehe ich nicht so. Richtig ist, dass uns unsere beiden Produktionsstandorte in Tschechien und China zusätzliche Entwicklungschancen international eröffnen. Fakt ist aber: Unsere deutsche Pro-duktion macht 70 Prozent der Gesamtproduktion aus. Dieses Verhältnis wollen wir halten, wenn nicht sogar zu Gunsten unseres Stammsitzes in Wetter und unserer neuen Produktion in Hagen stärken. Deutschland ist und bleibt der Technologiestandort Nummer eins. Weitere Standorte im Ausland und in anderen deutschen Regionen sind nicht geplant, zumal wir hier rund um Wetter in einer Hochburg der Schlossfertigung unseren Sitz haben. Nicht zuletzt setzen wir im Sinne unserer angestammten Belegschaft auf die Region.