Hagen/Olsberg. . Der norwegische Weltklasse-Musiker Ole Edvard Antonsen spielt in Hagen und in Olsberg. Im Interview plädiert er für mehr Offenheit in den Konzert-Programmen. Wir verlosen Karten.

Ole Edvard Antonsen ist der beste Trompeter der Welt und ein Grenzgänger zwischen den Genres Klassik, Pop und Jazz. Beim Festival Sauerland Herbst spielt der berühmte Norweger zwei Konzerte mit den Hagener Philharmonikern: am Dienstag, 23. Oktober (20 Uhr), in der Hagener Stadthalle und am Mittwoch, 24. Oktober (19.30 Uhr), in der Konzerthalle Olsberg. Im Interview mit unserer Zeitung erzählt der 50-Jährige von den Entdeckerfreuden in der Trompetenliteratur und plädiert für mehr Mut zu neuen Sinfoniekonzert-Programmen.

Herr Antonsen, Sie stellen in beiden Konzerten das neue Trompetenkonzert von Helge Sunde als deutsche Erstaufführung vor. Was darf das Publikum erwarten?

Ole Edvard Antonsen: Das Werk ist von einem Freund komponiert worden; Helge Sunde ist ein großer Posaunist, Komponist und in Deutschland Echo-Preisträger als bester Jazzmusiker. Er verbindet moderne klassische Musik mit rhythmischen Elementen.

Hat er Sie bei spieltechnischen Details um Rat gefragt?

Antonsen: Das braucht er nicht, weil er so ein guter Blechbläser ist, der neben Posaune auch Tuba und Trompete spielt. Er wollte ein Stück für mich schreiben, das er selbst nicht spielen kann.

Das deutsche Publikum tut sich schwer mit zeitgenössischen Kompositionen, weil es unangenehme Erfahrungen befürchtet. Ist das in Skandinavien anders?

Antonsen: Für moderne Musik gilt dasselbe wie für klassische Musik: Es gibt gute Stücke, und es gibt schlechte Stücke. Das Publikum hat immer Angst, eine schlechte Erfahrung zu machen. Vielleicht sind die Skandinavier neugieriger; auf dem europäischen Festland hat man dagegen diese große klassische Tradition, so dass die Konzertbesucher ein bisschen konservativer sind. Aber es ist immer ein Risiko, ein neues Stück zu spielen. Ich hoffe, dass das Publikum in Hagen und in Olsberg offen ist, denn ich bin sehr glücklich, dass das Hagener Orchester und das Festival dieses Repertoire wollten.

Und das zweite Werk, das Sie spielen?

Antonsen: Es ist die „Collage über BACH“ von Arvo Pärt, ein hübsches kleines Stück. Die Außensätze sind sehr rhythmisch, ein bisschen atonal, der zweite Satz ist wie ein Barockstück mit einer Melodie in acht Takten für die Piccolo-Trompete. Dann brechen im Orchester Cluster durch, und schließlich kommt die Schönheit zurück.

Die Trompete ist ein beliebtes Instrument. Sie ist in der Volksmusik ebenso präsent wie in Klassik, Pop und Jazz. Warum treten aber so selten Trompeter als Solisten in Sinfoniekonzerten auf?

Antonsen: Das hat viele Gründe. Im Barock spielte die Trompete eine wichtige Rolle, sie war das königliche Instrument. Damals gab es viele gute Trompeter und entsprechend viel gute Literatur. Aus der Klassik sind zwei Trompetenkonzerte überliefert und aus der Romantik kein einziges. Wegen dieses Mangels an romantischer Literatur sind wir Trompeter sehr neugierig und gehen gerne neue Wege. In den letzten Jahren sind viele gute Kompositionen für die Trompete geschrieben worden, so dass sie mehr und mehr als Soloinstrument auch im Sinfoniekonzert populärer wird. Wenn ich derzeit mit einem Sinfonieorchester spiele, suchen die Orchestertrompeter immer den Kontakt zu mir. Denn sie sehen fünf bis sechs Pianisten im Jahr vorne stehen und fünf bis sechs Geiger, aber nur alle zwei Jahre mal einen Trompeter.

Sollten die Veranstalter mehr Mut zeigen?

Antonsen: Ja, die Veranstalter sollten das Publikum ein wenig mehr herausfordern, im positiven Sinn. Die Sinfoniekonzert-Abläufe sind sehr festgelegt: Ouvertüre, Solokonzert, Pause, Sinfonie. Es wäre eine Herausforderung, die Programme etwas zu reformieren. In klassischen Konzerten ist es den Leuten zum Beispiel nicht gestattet, zwischen den Sätzen zu klatschen. Im Jazz ist es dagegen völlig selbstverständlich, nach einem Solo zu applaudieren, in der Oper nach einer Arie oder besonders gelungenen Stellen sowieso. Man sollte dem Publikum erlauben, etwas spontaner und offener zu sein.

Es ist ihr dritter Besuch beim Sauerland Herbst. Was halten Sie von dem Brass-Festival?

Antonsen: Bei Festivals ist es normalerweise so: Man geht rein, spielt, reist ab. Das ist beim Sauerland Herbst anders. Es ist ein breit aufgestelltes Festival, sie sind neugierig in der Programmgestaltung; von Sinfoniekonzerten bis zu Swingbands oder Quartetten gibt es alles. Die Besucher habe ich bisher auch immer als besonders nett und offen erlebt. Ich finde es wichtig, dass es so ein Festival gibt.

www.theater.hagen.de

www.sauerland-herbst.de

Wir verlosen jeweils fünf Mal zwei Karten für die Konzerte mit Ole Edvard Antonsen in Hagen am 23. Oktober und in Olsberg am 24. Oktober.
Wer gewinnen will, ruft am Samstag oder Sonntag folgende Rufnummern an:
Hagen: 01378 / 78 76 67

Olsberg: 01378 / 78 76 79
(0,50€/Anruf aus dem dt. Festnetz, Mobilfunktarif höher). Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt.