Hagen-Mitte. . Die evangelische Stadtkirchengemeinde lädt erstmals seit zwölf Jahren wieder zu einem Gemeindefest rund um die Johanniskirche ein. Die Gläubigen wollen nach schweren Zeiten Aufbruchstimmung vermitteln.

Zwölf Jahre ist es her, dass die evangelische Stadtkirche ihr letztes Gemeindefest feierte. Seitdem ist es bergab gegangen mit der traditionsreichen Hagener Urpfarre. Die Zahl der Gläubigen sank kontinuierlich, die Finanzen gerieten in Schieflage, das Presbyterium trat zurück. Doch inzwischen ist so etwas wie Aufbruchstimmung in die evangelische Glaubensgemeinde zurückgekehrt. „Wir wollen uns wieder als zentrale Stadtkirche etablieren“, sagt Pfarrer Frank Lehmann selbstbewusst.

Und den Neuanfang soll am kommenden Wochenende (Samstag und Sonntag, 8. und 9. September) ein Gemeindefest demonstrieren, das erste seit der Jahrtausendwende. Zwar sei es eigentlich eine „peinliche Angelegenheit“, dass die Gemeinde sich so lange nicht zum Feiern zusammengefunden habe, befindet Lehmann: „Aber das lag daran, dass wir genug mit den sich verändernden Strukturen in unserer Kirche zu kämpfen hatten.“ Umso wichtiger sei es, die Menschen, die die Gemeinde in den letzten Jahren aus dem Blick verloren hätten, wieder zurück zu locken.

Keine 9000 Mitglieder zählt die Stadtkirche mehr, zu der die Johanniskirche, die Markuskirche und die wegen Baufälligkeit geschlossene Lutherkirche gehören. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in Hagen-Mitte inzwischen nur noch jeder zweite Einwohner ein christliches Bekenntnis hat. Lehmann plädiert deshalb für eine „offene“ Gemeindearbeit, die auch Nichtchristen im Blick hat. So wird die Hip-Hop-Crew C4, eine aus Moslems zusammengesetzte Band, beim Gemeindefest ihren Auftritt haben.

Die Gläubigen ab sofort eng miteinbinden 

Die allgemein nachlassende Zuwendung zu den christlichen Kirchen trifft die Stadtkirche besonders hat. Doch das Springefest im August hat den Verantwortlichen Mut gemacht, reichten doch die 250 gedruckten Programme nicht aus, um die Besucher des Open-Air-Gottesdienstes mit Liedtexten zu versorgen. „Das Interesse ist also da“, stellt Lehmann fest. „Doch es geht an der Johanniskirche vorbei.“ Auch unter diesem Aspekt sei ein Wiederaufleben des Gemeindefestes vielleicht ein verheißungsvoller Zukunftsansatz.

Ohnehin sollen die Gläubigen ab sofort eng in alle wichtigen Entscheidungen eingebunden werden. Auf dem Gemeindefest wird deshalb eine Zukunftswerkstatt vorgestellt, in der alle Gemeindemitglieder ihre Vorstellungen von der künftigen Entwicklung einbringen können. Es werde kein Stein mehr in die Hand genommen, ohne die Menschen vorher um ihre Meinung zu fragen, kündigte Lehmann an. Bei der Lutherkirche, die verkauft werden soll, habe man den Zeitpunkt verpasst, an dem das Gotteshaus noch hätte renoviert werden können: „Das ist traurig, aber wahr.“

Auch eine Oldtimershow wird es auf dem Gemeindefest geben, der eigentliche Schwerpunkt liegt aber auf musikalischen Darbietungen. „Schlüsselerlebnis“ - gemeint ist ein Notenschlüssel - lautet daher das Motto der Veranstaltung.