Hagen. . Das Traditionsunternehmen Huster Oberflächensysteme hat Insolvenz angemeldet. Seine Firma sei in Folge der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 unter starken Margendruck geraten und habe den finanziellen Handlungsspielraum verloren, begründete Eberhard Huster (57), geschäftsführender Gesellschafter, den Gang zum Amtsgericht.

Trotz des gravierenden Einschnitts herrscht an den drei Huster-Standorten in Kabel, Selbecke und im Lennetal verhaltener Optimismus. Denn Huster und seine Schwester und Co-Geschäftsführerin Sabine Huster-Donner (50) sehen die Chance, das Unternehmen zu sanieren und in die Gewinnzone zurückzubringen.

Nicht zuletzt deshalb hat die Firma als eine der ersten in der Region die seit März neu geschaffenen Gestaltungsmöglichkeiten der Insolvenzordnung genutzt und ein Insolvenzplanverfahren in Eigenregie beantragt. Dabei ist es möglich, das komplette Insolvenzverfahren unter gerichtlicher Überwachung selbst durchzuführen. Löhne und Gehälter der 106 Mitarbeiter sind in den ersten drei Monaten, also bis Ende November, über das Insolvenzgeld abgesichert.

Das Amtsgericht hat dem Antrag entsprochen und damit die Erfolgschancen für eine Sanierung bestätigt. Auch ein vorläufiger Gläubigerausschuss wurde vom Gericht eingerichtet und ein vorläufiger Sachwalter, der Dortmunder Rechtsanwalt und Betriebswirt Dirk Hammes, bestellt. Die Mitarbeiter wurden im Rahmen einer Betriebsversammlung über die Entwicklung informiert.

Unterstützung aus Düsseldorf

Die Anträge auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung waren die ersten ihrer Art beim Hagener Amtsgericht. Juristisch beraten lässt sich die Huster-Gruppe durch die Düsseldorfer Anwaltskanzlei Buchalik-Brömmekamp. Auch das Sanierungskonzept wurde von einem Unternehmen aus Düsseldorf entwickelt, der mbb consult GmbH, deren Vertreter Georg von Massenbach optimistisch ist: „Allerdings gilt es nun, das Ganze voranzutreiben.“

Von den Betroffenen des Verfahrens, insbesondere Arbeitnehmern und Banken, Lieferanten und Kunden, gebe es jedenfalls positive Signale zur Unterstützung der Restrukturierung. Kernpunkt der betriebswirtschaftlichen Analyse sei es nun, Kunden, Produkte und Werke auf den Prüfstand zu stellen und nach finanziellen Schwachstellen zu suchen, so von Massenbach: „Und am Ende muss man sich vielleicht von nicht gewinnbringenden Geschäftspartnern und Produktlinien trennen.“

Positive Bewertung durch IG Metall

Im Februar oder März solle die Huster-Gruppe aus der Insolvenz heraus sein, so von Massenbach. Ob alle Mitarbeiter gehalten werden könnten, sei nicht abzusehen: „Wir wissen es nicht und machen keine Versprechungen.“ Die Grundstimmung auf der Betriebsversammlung sei positiv gewesen, auch wenn die Sanierung nicht ohne finanzielle Einbußen ablaufen werde. Die Geschäftsführung arbeite eng mit dem Betriebsrat zusammen. Die umfangreiche juristische Begleitung des Verfahrens sei notwendig, weil man diesen Weg sehr gut vorbereitet gehen müsse.

Die IG Metall sieht das Insolvenzverfahren bei Huster positiv. Es sei „eine einmalige Chance zur nachhaltigen Sanierung und langfristigen Arbeitsplatzsicherung“, so der 1. Bevollmächtigte der Gewerkschaft, Hubert Rosenthal.