Hagen. . Noch nie in den vergangenen 50 Jahren wurden so wenige Menschen in Hagen geboren wie 2011. Lediglich 1431 Babys erblickten das Licht der Welt. Auch die Gesamteinwohnerzahl der Stadt hat einen Tiefstand erreicht. Nur noch 187.447 Menschen waren 2011 nach Angaben des Landesbetriebes für Information und Technik in Hagen gemeldet.

Der Bevölkerungsschwund setzt sich unvermindert fort und wird, so prognostiziert es eine Vorausberechnung der NRW-Statistiker, bis 2030 zu einem Absinken der Einwohnerzahl um 14,7 Prozent auf 160.000 Menschen führen. Damit belegt Hagen in NRW einen unrühmlichen Spitzenplatz, nur Remscheid (minus 15,9 Prozent) verliert relativ gesehen mehr Menschen.

Trendwende nicht in Sicht

Und eine Trendwende ist nicht in Sicht, zumal der demografische Verlust sich in nahezu ganz Europa bemerkbar macht. Christa Burghardt, Vorsitzende des Kinderschutzbundes, hält denn auch nichts davon, die Gründe für die rapide sinkende Geburtenzahl allein in Hagen zu suchen: „Man muss ja nur nach Italien schauen, dieses so kinderfreundliche Land. Dort ist die Durchschnittsfamilie inzwischen noch kleiner als in Deutschland.“

Dennoch könne die Stadt etwas tun, um das Leben und das Kinderkriegen für junge Leute attraktiver zu machen: „Am wichtigsten wäre es, die Kindergartenbeiträge zu streichen. Alle Kinder müssen kostenlos eine Kita besuchen können.“ Auch die um sich greifende Armut sei zweifellos mitverantwortlich für den Geburtenrückgang, so Frau Burghardt: „Ich höre oft von jungen Leuten, dass sie sich ein zweites Kind nicht leisten können.“

Hagen hat jungen Menschen was zu bieten

Vorbei sind die Zeiten, in denen am boomenden Industriestandort Hagen 3972 Kinder auf die Welt kamen - 1965 war das. Damals lebten über 235.000 Menschen in der Stadt. Auch wenn seitdem viele Arbeitsplätze verloren gegangen sind, hält Reinhard Goldbach vom Fachbereich Jugend und Soziales Hagen nach wie vor für eine Stadt, die jungen Menschen einiges zu bieten hat: „Nämlich viel Grün, gute Einkaufsmöglichkeiten, kulturelle Vielfalt und zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche.“

Doch sei die Stadt nur begrenzt in der Lage, sich gegen den Bevölkerungsschwund zu stemmen: „Das Grundproblem ist ein rein statistisches: Die Mütter, die wir bräuchten, um den Trend umzukehren, sind schon nicht geboren worden.“