Hagen.
Einen Bogen von dem Komponisten Brahms zur Hagener Literatur zu schlagen ist ein Wagnis, das Generalmusikdirektor Florian Ludwig am Sonntag mutig einging, um die Verbindung von Musik und Literatur deutlich zu machen.
„Der Titel des neunten Sinfoniekonzerts Tonpoeten ist eine Metapher für diejenigen Komponisten, die ihre Inspiration auch aus der Dichtung ziehen“, erklärte Ludwig. Der GMD stellte für einige Laien vielleicht etwas zu kopflastig vor, wie Brahms Stück „Variationen über ein Thema von Haydn“ auch mit Hilfe der Formensprache der Poesie analysiert werden kann. „Die Form eines Musikstücks ähnelt derjenigen eines lyrischen Textes, da Taktlängen wie Versmaße das Ganze gliedern und Wiederholungen einer bestimmten Notenfolge mit Wortwiederholungen in Gedichten verglichen werden können“, erläuterte der GMD. Zudem erzeugten Klangeinfärbungen nach Moll eine bestimmte dunkle, melancholische Stimmung, die in der Dichtung durch Vokalfarben wie „au“ oder „ei“ entstehe.
Junge Poetry-Slammer
Diese Verbindung der beiden Künste erlebte das Publikum durch die beiden jungen Slam-Poeten Nina Pale und Jan-Philipp Zymny, deren Texte unter die Haut gingen. „Bei den Poetry-Slam-Wettbewerben zählen Text und Vortrag gleichermaßen“, erklärte Jan-Philipp Zymny. „Ich studiere die Performance vorher nicht ein. Betonung, Rhythmus und Sprachmelodie ergeben sich ganz spontan beim Vortragen.“
Der Hagener Autor und Rezitator Christoph Rösner beschrieb seine Vorgehensweise beim Erstellen von Texten so: „Die Intuition ist größtenteils mein Ratgeber, aber ohne die Kenntnis von literarischen Techniken können keine guten Texte entstehen.“ Rösner vereint oft in seinen Programmen Musik und Sprache, „da sich die Verbindung von Wort und Ton verstärkend auf das Publikum auswirkt.“ Die Konzertbesucher am Dienstag können sich neben Brahms auch auf Kompositionen Jon Lord freuen, dem Gedichte als Grundlage für sein Stück „To notice such things“ dienten.
Wer nach dem Konzert die Verbindung von Musik und Literatur weiterverfolgen möchte, der sollte sich den nächsten Poetry-Slam am 22. Juni in der Pelmke nicht entgehen lassen.