Hagen.. Die Veteranen-Rallye des Hagener Automobilclubs lockte an Pfingsten 39 Oldtimer in die Stadt.
Es ist eng auf der Rückbank des hellblauen VW Käfers. Anschnallgurte gibt es nicht, denn das Fahrzeug ist aus dem Jahr 1977. Während Beifahrer Ekkhardt Quast noch seine Karten sortiert, dreht Fahrer Karl-Heinz Richard den Schlüssel um. Sofort erfüllen ein kerniges Brummen und Benzinduft die Luft. Zweimal kräftig das Gaspedal durchgetreten, und los geht es: zur zweiten Hälfte der 30. Internationalen Hagener Veteranen-Rallye, die traditionell vom Hagener Automobilclub 1905 ausgerichtet wird.
Über Wiblingwerde bis Halver
Vormittags war das Team aus Hagen mit der Startnummer 33 bereits vom Hotel Arcadeon in Halden aus über Wiblingwerde und Halver zum Freilichtmuseum in der Selbecke gefahren. Nun, nach der Mittagspause, geht es um Punkt 14.33 Uhr weiter.
Karl-Heinz Richard wird am Start fröhlich begrüßt, man kennt ihn hier. Seit 1980 fährt er Oldtimer-Rallyes und war sogar schon bei der „Mille Miglia“, der berühmten Rundfahrt in Norditalien, am Start.
Porsche mit 155 PS ungeduldig
Als die Uhr umspringt, geht es los. Hinter dem Käfer wartet ungeduldig ein brauner Porsche 911. Mit 155 PS mehr als der Käfer scheint er höhere Ambitionen zu haben.
Dabei kommt es bei dieser Rallye durch die Landschaft rund um Hagen selbst in der sportlichen Klasse nicht auf Höchstgeschwindigkeiten an. Wichtig sind ein genaues Abfahren der Strecke und ein pünktliches Erreichen der Checkpoints – bei Einhaltung der Straßenverkehrsordnung.
Rechenkünste des Beifahrers
Nach ein paar Minuten Fahrt erreicht das Käfer-Team schon die erste Zwischenstation: Bei der Gleichmäßigkeitsprüfung müssen die Fahrer die vorgegebene Strecke in einer bestimmten Zeit überbrücken, Abweichungen geben Strafpunkte. Und es gibt das erste Problem. Da die Reifen zu groß sind, stimmt der Tacho nicht. Ekkhardt Quast hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 Km/h ermittelt, doch wie soll die ohne Tacho eingehalten werden? Doch schnell wird die Strecke in Viertel geteilt, und er errechnet die passenden Zwischenzeiten.
Auf halber Strecke rast der Porsche vorbei, und Richard kommentiert: „Der scheint es ja eilig zu haben.“ Diese Prüfung bestehen die beiden mit einer Abweichung von nur 0,3 Sekunden, doch kurz nach der Lichtschranke nehmen sie einen falschen Abzweig. Mit der Lupe überprüft Quast die Karte, und gibt das Kommando: „Wenden, die nächste rechts.“ Weiter unten röhrt der Porsche auf. „Da hüpft er schon wieder durch die Büsche“, stellt Richard trocken fest.
Auf der Suche nach Baumaffen
Sich zu verfahren ist zwar kein Problem, wichtig ist nur, die sogenannten „Baumaffen“ zu registrieren. Die entlang der Strecke aufgehängten Plakate mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen darauf dienen zur Kontrolle, ob die Fahrer alle wichtigen Punkte der Streckenführung beachtet haben. Fehlt einer in der Mitschrift des Beifahrers, gibt es auch hierfür Fehlerpunkte.
Mit 39 Fahrzeugen ist das Teilnehmerfeld im Vergleich zum letzten Jahr wieder etwas gewachsen. Fahrtleiter Rainer Möller zeigte sich zufrieden: „Dafür, dass wir eine kleine Rallye sind, haben wir ein recht breites Feld verschiedenster Wagen.“ Bei der Streckenführung habe er mit seinem Team darauf geachtet, den Fahrspaß durch die sauerländische Hügellandschaft in den Vordergrund zu rücken.
Als Ekkhardt Quast und Karl-Heinz Richard schließlich nach zwei Stunden Fahrt das Ziel auf dem Friedrich-Ebert-Platz erreichen, bringt es Quast auf den Punkt: „Diese Mischung aus Wettkampf und Ausfahrt im Grünen macht einfach unheimlich Spaß.“ Am Ende liegen die beiden auf Rang sechs im Gesamtklassement – der eilige Porsche landet auf Platz eins.