Hagen. . Timo Schisanowski führt seit dem Wochenende die Hagener SPD. Der 30-jährige Jura-Student wurde am Samstag beim Unterbezirksparteitag mit 69,2 Prozent Ja-Stimmen zum neuen Vorsitzenden gewählt.

Von den 130 anwesenden Delegierten stimmten 90 mit Ja sowie 32 mit Nein bei acht Enthaltungen. Damit ist nach der Neuwahl des Fraktionsvorstandes auch die Neuordnung der Parteiführung, die der Gewählte als „ehrliches und hoffnungsvolles Zeichen“ wertete, ganz im Sinne der selbstverordneten Friedfertigkeit gelungen. Entsprechend appellierte der neue Genossen-Chef in seiner Antrittsrede auch noch einmal an seine Partei, die Flügelkämpfe der vergangenen Monate und Jahre zu beenden und einen Schlussstrich unter die Personaldifferenzen zu ziehen. „Die neue Orientierung soll Anfang und Startschuss sein, die destruktiven Kräfte konstruktiv auf den Wettstreit mit dem politischen Gegner umzuleiten“, forderte der Nachfolger von NRW-Verfassungsrichter Jürgen Brand, nach der bevorstehenden Landtagswahl den Fokus gleich auf die Bundestagswahl 2013 und vor allem die Kommunalwahl 2014 zu richten.

„Inhalte statt Personalpolitik, Mitmachen statt Einzelinteressen zu verfolgen“ - diese Ziele sollen in Schisanowskis Augen zur gemeinsamen Aufgabe der Partei werden. Dabei möchte er vor allem die kritische Begleitung von Oberbürgermeister Jörg Dehm in den Mittelpunkt des Handelns rücken: „Im Vergleich zu dem Teilzeit-Hagener aus Mülheim mit seinen Höflingen aus der CDU, die ihn kritiklos unterstützen, haben wir die besseren Inhalte und das bessere Personal.“ Dabei benannte er in seiner Antrittsrede vor allem solide Kommunalfinanzen sowie die Schwerpunktthemen Bildung, soziale Sicherung, demografischer Wandel und kommunale Daseinsvorsorge als die künftigen Schlüsselthemen der Hagener SPD. „Energie, Wasser, Entsorgung, Wohnen und Mobilität sind keine Felder für kurzfristige Privatisierungserlöse“, erteilte der neue Unterbezirksvorsitzende allen Dehmschen Ambitionen, auf dem Hochaltar der Haushaltskonsolidierung den strategischen Rahmen aus den Augen zu verlieren, eine Absage.

Einstimmig für René Röspel

Ansonsten wurde der vom Landtagswahlkampf geprägte Parteitag vom Ringen um Harmonie dominiert. Auch die beiden Landtagskandidaten Hubertus Kramer und Wolfgang Jörg beschworen den Geist der Solidargemeinschaft SPD-Familie und hoben hervor, dass die Beendigung der Flügelkämpfe durch die jetzt erfolgten personellen Weichenstellungen unumkehrbar und die SPD in Hagen somit auch wieder mehrheitsfähig sei. Als ein Indiz dafür, dass sie mit ihrer These Recht behalten könnten, darf die erneute Nominierung von René Röspel als Kandidat für den Bundestagswahlkreis Hagen/Ennepe-Ruhr betrachtet werden: Sie erfolgte einstimmig!

Aber da war ein Großteil des Auditoriums - übrigens: 25 entsandte Delegierte blieben gleich ganz fern - längst in ihren Smart-Phones versunken, um die Schalker und Dortmunder Torschützen auszutauschen. Schisanowskis Wahlparty stieg dann am Abend im Feuervogel. Ob die Genossen letztlich gekommen waren, um dem neuen Vorsitzende zu huldigen oder das dort live übertragene Spiel der Phoenix-Basketballer zu verfolgen - darüber gibt es freilich keine Prozent-Ergebnisse.