Hagen.

Sie hat den Umweltschutz nach Lüdenscheid gebracht. Das ist noch nicht so lange her: Mitte der 80er-Jahre, als man das Wort Umweltschutz auf kommunaler Ebene politisch mühsam buchstabierte, erklärte Christa Stiller-Ludwig den Lüdenscheidern als Stabsstelle die Welt der Ressourcen. Was sie damals säte, erntet der Märkische Kreis noch heute.

Als Diplom-Ingenieurin Umweltschutz hat sie einiges zum Thema zu sagen. Inzwischen arbeitet sie seit 30 Jahren in der Wasserwirtschaft, vor der Familiengründung auf Bundesebene, seit Jahren als Leiterin der Unteren Wasserbehörde in Hagen – nun möchte sie in den Landtag. Schon immer hat sie das Fachliche mit dem praktischen Nutzen verbunden, beispielsweise in Lüdenscheid. „Ich habe demonstriert, dass man mit Umweltschutz auch Geld verdienen kann.“ Selbst, wenn er fest in städtischer Hand bleibt. Bis heute ist Lüdenscheid ein weißer Fleck auf der Abfallwirtschaftskarte des Märkischen Kreises, der ansonsten fest in privatisierter Unternehmenshand ist. „Der Trend zur Privatisierung war politisch gewollt“, erinnert sie sich. Ein Schlüsselerlebnis.

Daraus wurde so etwas wie Christa Stiller-Ludwigs (57) Lebensmotto: „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.“ Viel zu lange stünden schon Markt und Wirtschaft im Mittelpunkt. Wohin das geführt hat? Zu Ungerechtigkeit im Bildungs- und Sozialsystem, zur Finanzkrise. „Der Mensch wird dabei auf einmal zum Problem im System. Das kann nicht sein.“ Ein durchlässiges Bildungssystem schwebt ihr vor, eine Transaktionssteuer. „Wenn der Einzelne nichts von den Geldgeschäften hat, soll er auch nicht dafür bezahlen.“ Global angestoßene Probleme müsse man global lösen – und nicht auf kommunaler Ebene ausbaden. Wo wenig Wissen öffentlich ist, springt sie gern in die Lücke. So ist Fracking eines ihrer Themen geworden. Standhaft bietet sie den Konzernen die Stirn – und ihre Meinung. Die fällt nicht positiv über Fracking aus. Die dabei eingesetzten Chemikalien gehen ins Grundwasser. Unakzeptabel für jemanden, der mit daran gearbeitet hat, dass die Hasper Talsperre wieder ans Trinkwassernetz angeschlossen wird. Auf erneuerbare Energien setzt sie statt auf fossile. „Dass die Bundesregierung die Solarförderung zurückgeschraubt hat, kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Christa Stiller-Ludwig. „Ich will Dinge nutzen, die sich täglich erneuern und nicht in Millionen von Jahren.“

Die 57-Jährige ist ein durch und durch politischer Mensch. Die Themen decken sich: der Job und das Private. „Genau das gibt mir Erfüllung.“ Platz für die Privatfrau ist trotzdem noch. Sie nimmt sich den Raum ganz bewusst. Ein Tag in der Woche ist nichts – „außer Zeit für Familie und Freunde.“ Viel macht sie mit ihrem Mann zusammen. Als ausgebildeter Sozialarbeiter hat er von Berufs wegen ein Auge darauf, dass sich seine Frau nicht überfrachtet. Rüdiger Ludwig ist ebenfalls bei den Grünen engagiert. „Da sehen wir uns auch im Ehrenamt.“

Gemeinsam haben sie feste Termine für die Kultur. „Da helfen Abos. . .“ Außerdem hat sie keine Angst vorm Alleinsein. „Wenn ich mal zwei Stunden habe, setze ich mich in mein Paddelboot und lasse mich über den Hengsteysee treiben.“ Klingt entspannend. „Ich brauche Ruhe.“ Die findet sie vor allem in der Natur.

Wenn’s doch arg kommt, stoppt ihr mittlerweile erwachsener Sohn sie schon mal. „An ihm sehe ich, dass es sich lohnt weiterzumachen.“