Der Innenhof des Wasserschlosses Werdringen wandelt sich in der Dämmerung zu einem Ort der Hexen und Hexenmeister.

Kerzen tauchen den Hof in ein warmes Licht, Fackeln und eiserne Käfige verbreiten gruselige Stimmung. Langsam schleicht eine Hexe mit dunklem Gewand, Kapuze und Reisigbesen durch die Publikumsreihen. Ab und zu bleibt sie stehen, flüstert dem Publikum etwas zu.

Walpurgisnacht, die Nacht, in der die Hexen traditionell auf dem Blocksberg (Brocken) ein großes Fest abhalten, um mit dem Teufel einen Pakt zu schließen. Dieses Spektakel wurde am Donnerstag in Schloss Werdringen literarisch gefeiert.

Robert Kämper, Vorsitzende des Schlossvereins, liest als Mönch verkleidet, bei flackerndem Kerzenschein gespenstische Geschichten und Sagen wie „Der Futterdiebstahl” und „Die verhexten Ferkel” vor. Er macht deutlich: „Wir haben einen unendlichen Sagenschatz aus der Hagener Umgebung. Es sind Hexensagen, alles wahre Überlieferungen, die ich vortrage. Die tolle Atmosphäre hier im Schlosshof bei Dunkelheit bringt die Effekte noch viel besser heraus.”

Wegen der hohen Besucherresonanz findet das Mondfest unter freiem Himmel statt. Begleitet werden die Sagen durch leise Gitarrenmusik und das Schnattern wilder Enten, die des öfteren quakend im Tiefflug über das Publikum segeln und für Lacher sorgen.

Auch die kleinen Gäste lauschen gespannt den Geschichten. „Es ist so schön hier draußen”, erklärt der zehnjährige Julian Glasenapp. „Die Stimmung hier mit den Fackeln und Käfigen finde ich richtig toll.” Auch seine Freundin Nicola Schwarz ist angetan von der Walpurgisnacht. „Ich war letztes Jahr auch dabei, aber dieses Mal sind noch mehr Besucher gekommen. Die Gitarrenmusik gefällt mir sehr gut und auch die Atmosphäre hier im alten Schlosshof. Das passt zu den Geschichten.”

Auch junge, moderne Menschen erfinden Hexengeschichten. Autor Uwe Schumacher gibt die Geschichte von der elfjährigen Isabelle Chung über eine Hexe aus Dahl zum Besten. Glücklich lächelnd verfolgt Isabelle das Geschehen von ihrem Sitzplatz aus. „Es ist das erste Mal, dass meine Geschichte laut vorgelesen wird”, erklärt sie stolz. Als wohlverdienten Preis für ihre kreative Erzählung bekommt Isabelle eine Hexenpuppe und Süßigkeiten. Anschließend erzählt Uwe Schumacher von einer seltsamen Begebenheit auf Kreta.

Während der Lesung treten zwei Personen in weißen Gewändern mit Laternen auf und spielen die Szenen nach. Hobby-Autor Arthur Pollack Hoffmann zieht die Zuschauer mit seiner Gewandbroschengeschichte in den Bann. Ein passender Ort für eine literarische Walpurgisnacht unter freiem Himmel.