Loxbaum.

Bei Klemens Becker treffen sie sich immer noch. Immer noch dienstags. Seit 57 Jahren ist der Hagener ein Fixpunkt für diejenigen, die das Hobby Filmen teilen. 1955 gründete Becker den Schmalfilmclub Hagen mit. Ein Jahr vorher hatte Becker seinen ersten Super-8-Film gedreht: Die Hochzeitsfeier seiner Schwester begleitete er mit einer geliehenen Kamera. Ohne Ton.

„Ich war immer fasziniert davon, was festzuhalten“, erinnert sich Becker, der im Gründungsjahr des Vereins 25 Jahre alt war. Im Fotoatelier Kühle trafen sich zunächst ein paar Gleichgesinnte. Das wurde schnell zu klein, so tingelte die Truppe durch Kneipen und Cafés. „Ach, das war alles nicht das Wahre“, weiß Klemens Becker (82) noch. Fenster verdunkeln, bis abends warten – das wurde nach fünf Jahren lästig.

Kino der Marke Eigenbau

Kurzerhand baute Becker den Keller in seinem Elternhaus, in dem er bis heute wohnt, um. Er strich die Wände schwarz, klebte Eierkartons dran und baute eine Tonanlage ein. Als angehender Elektroingenieur ein Klacks. Der Projektor stand in der Waschküche nebenan. „Ich habe ein Loch in die Wand gemacht und das Objektiv durchgeschoben.“ Damit schloss er das atmosphärische Rattern des Projektors aus.

Jeden Dienstag um 20 Uhr liefen im Heimkino Schmalfilme, gedreht von Mitgliedern des kleinen Clübchens. Mehr als eine Handvoll waren sie nie. Aber sie waren alle Stars – spielten die Hauptrollen in ihren eigenen Leben.

Ehrgeizige Kleinkünstler

Das war 1960, als Partys mit Bowle und Mettigel bestritten wurden. In den Urlaub ging es mit Luftmatratze nach Italien. Auf Beckers Hochzeitsreise beispielsweise. Die filmte er mit Stativ. „Qualität war uns wichtig“, erzählt Becker, der den Verein seit 1960 leitet. Deshalb stieg er Anfang der 1970 um von 8 auf 16 Millimeter. „Da waren wir schnell dabei“, erinnert sich auch Klaus Müller, der in den 60er Jahren zum Schmalfilmclub kam.

Filmen war stets sein Kindheitstraum gewesen. In den Urlaub nahm Müller Material im Wert von 1000 D-Mark mit. Sie hatten Ehrgeiz, nahmen an Wettbewerben teil und heimsten den ein oder anderen Preis ein. Jahr um Jahr feilten sie an ihrer Professionalität: Etwa für die Erstkommunionfeiern, die sie für ihren Vereinskollegen, den katholischen Pfarrer Karl Balkenhol, jährlich auf Film bannten. Irgendwann hatten sie eine Art Drehbuch geschrieben.

Was mit Ton ist, lebt

Da waren ihre Filme bereits mit Ton, nachher stiegen sie um auf Videos. Schon der Ton brachte einen Sprung nach vorn. „Alles, was ich mit Ton habe, das lebt“, sagt Klemens Becker. „Vor 13 Jahren ist meine Frau gestorben, für mich lebt sie aber weiter. Ich habe ganz viele Filme, auf denen sie drauf ist.“ Verschmitzt fügt er hinzu: „Das Schöne daran ist: Sie wird nicht älter.“

Das beschreibt, was Becker will: Den Moment abbilden, für immer festhalten – mit der zur Verfügung stehenden Technik. „Ob das ein chemischer Film oder ein elektronisches Band ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist der Inhalt.“