Hagen.
Seit gestern ist es hochoffiziell: Hagen darf sich fortan Stadt der Fernuniversität nennen. NRW-Innenminister Ralf Jäger genehmigte die Zusatzbezeichnung und machte damit den Weg frei für den entsprechenden Namenszusatz auf den Ortseingangsschildern der Stadt.
Damit findet eine ebenso skurrile wie haarspalterisch betriebene bürokratische Auseinandersetzung zu ihrem Anfang zurück. Denn Hagen war schon einmal – im Sommer 2010 – die Stadt der Fernuniversität. Damals prangte die Zusatzbezeichnung nach einer Anweisung von Oberbürgermeister Jörg Dehm, der sich über Bedenken der Bezirksregierung hinweggesetzt hatte, auf allen 95 Ortstafeln. Bezahlt worden war die rund 10.000 Euro teure Aktion von den Hagener Unternehmern Bernd Pederzani (Europart) und Karl-Heinz Schulz (Schilder-Schulz).
Hagens Schilderstreit
Nach langem Ringen forderte das Regierungspräsidium in Arnsberg den Oberbürgermeister auf, die Schilder wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen. Anders als in anderen Bundesländern seien Namenszusätze in Nordrhein-Westfalen nicht erlaubt, der Schriftzug illegal. Nachdem er mehrere Ultimaten verstreichen ließ, gab Dehm schließlich nach und ordnete im Juli 2011 die Entfernung des Zusatzes an. Mitarbeiter des Ordnungsamtes rückten aus und knibbelten die drei Worte mit den 23 Buchstaben wieder ab.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hagener Schilderstreit längst bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, sogar Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sah sich zu einer Stellungnahme genötigt. Unbekannte Aktionisten überklebten den Schriftzug „Stadt der FernUniversität“ zwischenzeitlich mit „Stadt der Vollidioten“, was die Verwaltung zu einer Strafanzeige veranlasste. Begründung: „Damit sind alle Bürger Hagens beleidigt worden.“
Schließlich änderte der Landtag in Düsseldorf auf Initiative der CDU die Gemeindeordnung und ermöglichte den Kommunen damit, Namenszusätze zu führen. Zur Begründung hieß es, die Städte und Gemeinden könnten durch die Neuregelung ihr regionales Marketing und historisch gewachsene Besonderheiten darstellen. Zudem könne ein solcher Zusatz dafür sorgen, dass die emotionale Verbundenheit mit der Kommune und die Identifikation der Bürger mit ihren Gemeinden gefördert würden.
Zusatzbezeichnung darf auf Ortsschilder
Ein weiteres Ziel sei das Schärfen der Profile der Wissenschaftsstandorte in der bundesweiten Konkurrenz.
Vor allem auf letztgenannten Passus bezog sich OB Dehm, als er im Dezember offiziell beantragte, die Ortseingangsschilder der Stadt mit dem Zusatz „Stadt der FernUniversität“ versehen zu dürfen. Gestern schickte das Innenministerium endlich die lang ersehnte Genehmigung. Sogar das – orthografisch unkorrekte – große U, das die Fernuniversität beim Deutschen Patent- und Markenamt hat registrieren lassen, darf die Stadt auf den Ortstafeln übernehmen. „Wenn die Fernuniversität und jetzt die Stadt zur Verstärkung ihres Alleinstellungsmerkmals auf eine eigene Rechtschreibung zurückgreifen – bitte, wir haben nichts dagegen“, sagte die Sprecherin des Innenministers, Claudia Roth.
Nun darf die einst illegale Zusatzbezeichnung also mit ministeriellem Segen auf die Ortseingangsschilder zurückkehren. Nach den Ostertagen soll es soweit sein. Die Sponsoren von einst, Bernd Pederzani und Karl-Heinz Schulz, wollen die Beschilderung erneut finanzieren.