Hagen.

Andreas Rau, Leiter der Aidshilfe in Hagen, ist als Wahlmann für die Bundesversammlung nominiert worden, die am Sonntag im Reichstag den Bundespräsidenten wählt. Andreas Rau ist sozusagen präsidial vorbelastet. Sein Vater ist der Cousin des mittlerweile verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Johannes Rau. Die Nominierung kommt vor allem aufgrund des langjährigen Engagements in der AIDS-Hilfe zustande.

Frage: Wann haben Sie von ihrer Nominierung erfahren?

Andreas Rau: Vor gut einer Woche habe ich erfahren, dass ich als Ersatzdelegierter vorgesehen bin. Am vergangenen Freitag um 17.45, ich war gerade im Düsseldorfer Landtag, kam Bärbel Beuermann von der Linksfraktion auf mich zu und teilte mir mit, dass jemand ausgefallen sei und ich einspringe. Für welche Person ich der Ersatzmann bin, weiß ich nicht.Die Linksfraktion hat jedenfalls ausschließlich Menschen vorgeschlagen, die in sozialen Verbänden tätig sind.

Frage: Ist das Ihre erste Bundesversammlung?

Rau: Ja, das ist eine Gelegenheit, die wohl einmalig ist. So etwas erlebt man nicht noch einmal. Es kommt ja nicht alle zwei Jahre vor, dass ein Bundespräsident gewählt wird. Das ist jedenfalls meine Hoffnung für dieses wichtige Amt.

Frage: Sie wurden von der Linksfraktion im Düsseldorfer Landtag vorgeschlagen. Wählen Sie Beate Klarsfeld?

Rau: Ich weiß noch nicht, für wen ich meine Stimme abgebe. Natürlich bauen die Parteien darauf, dass die Wahlmänner und Wahlfrauen, die von ihnen entsandt worden sind, auch ihren Kandidaten wählen. Ich sehe mich aber durchaus als Vertreter des Volkes und bereite mich daher gewissenhaft vor. Ich habe mir bereits beide Kandidaten angeschaut und werde noch versuchen, das eine oder andere über sie in Erfahrung zu bringen. Beide Kandidaten sind mir persönlich leider zu monothematisch aufgestellt. Herr Gauck thematisiert die Freiheit, was ich natürlich sehr wichtig finde. Frau Klarsfeld steht für den Kampf gegen den Neofaschismus. Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse um die rechten Terrorgruppen empfinde ich auch das als ein ganz wichtiges Feld. Entscheiden werde ich mich wohl erst am 18. März vor Ort.


Frage: Sollte der Bundespräsident direkt gewählt werden?

Rau: Ja. Es ist ein wichtiges Amt. Wenn ich mir das Geschacher der Parteien vor den Wahlen anschaue, finde ich das unwürdig. Ob das bei einer Direktwahl besser wäre, weiß ich nicht. Aber bei einer Direktwahl hätte das Amt mehr Legitimation und würde nicht die gerade vorherrschenden Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung widerspiegeln. Der Bundespräsident wäre vom Volke getragen und sein Wort hätte vielleicht noch etwas mehr Gewicht.


Frage: Sind Sie nervös, wenn Sie an Sonntag denken?

Rau: Ich bin etwas nervös, wenn ich daran denke, im Reichstag zu stehen und eine – wie ich finde – so wichtige Aufgabe übernehmen zu dürfen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, ein wenig stolz macht mich das auch.