Boele. . Die Boeler Theaterfrauen halten zusammen - und freuen sich auf ihren Auftritt.

Die Frauen von der Boeler Theatergruppe haben einen an der Glocke. Im Ernst! Inge Schwaiger (68) zum Beispiel, die die Glocke von der Gaukirche gibt: „In der Weihnachtszeit sind wir besinnlich, lesen Gedichte. Aber an den Karnevalstagen darf man albern sein, oder?“

Darf man. Und für die jecken Boeler Frauen heißt albern sein, die Glocken vom Domplatz in Paderborn zu imitieren. Jede Frau mimt eine Glocke, sagt ihr Sprüchlein auf und verstummt wieder. Vor den 130 Zuschauern im ausverkauften Seniorenzentrum wird der Sketch am kommenden Dienstag bestens ankommen, ist Marianne Schulte (60) überzeugt: „Die alten Menschen wollen doch ein bisschen Spaß haben und lachen. Mehr braucht es dazu nicht.“

Schon seit vier Monaten treffen sich die Theaterfrauen regelmäßig, um ihre Texte auswendig zu lernen, die Kostüme zu vergleichen, die Tänze zu üben und die Auftritte einzustudieren. Gerade die Unprofessionalität ist es, die ihren Darbietungen den ganz eigenen Esprit verleiht.

Um Gottes willen, Politisches oder gar Anzügliches findet hier keinen Raum, auch an den tollen Tagen würden die Boeler Damen nie die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten. Sie sind alle katholisch, haben sich über die Kirchengemeinde kennengelernt und sind vom Leben rund um den Kirchplatz geprägt worden. Boele sei ja doch wie ein Dorf, in dem jeder jeden kennt, beschreibt Gisela Grune (70) die herzliche Verbundenheit zur Heimat und den Freundinnen: „Bei uns gibt es das noch, eine intakte Nachbarschaft.“

Es heißt ja häufig, die Boeler seien stur, aber das sei nun ganz und gar nicht wahr, empört sich Inge Schwaiger über ein grässliches Vorurteil. Und wie zur Bestätigung berichtet Waltraud Zey (64), wie das war vor drei Jahren und ihrem Umzug nach Boele: „Ich habe sofort Anschluss gefunden. Am Höing geht vieles kaputt, 32 Jahre habe ich dort gelebt. Ich möchte nicht zurück. Ich fühle mich wohl in Boele.“ Im Roncallihaus gebe es zahlreiche Angebote für Senioren, dort könne man sich die Zeit mit Spielen, Basteleien oder Gymnastik vertreiben.

Es ist das alte Boele, vielleicht das alte, gutbürgerliche Deutschland, das die Frauen verkörpern. Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, jetzt sind die Kinder aus dem Haus. Jetzt haben sie Zeit, Theater zu spielen und Sketche zu inszenieren. „Ich führe ein fröhliches Rentnerleben“, bringt es Gisela Kugler auf den Punkt. „Ich auch, ich auch“, fallen die anderen ein.

Und so soll es wohl auch sein.