Hohenlimburg.

Das Anröchter Abbruchunternehmen Linkamp GmbH hat in der Obernahmer sprichwörtlich losgelegt wie die Feuerwehr. Gestern Morgen stand nur noch rund ein Drittel der ehemaligen Krupp-Werkshallen, die im November 1993 endgültig stillgelegt worden waren.

Dabei hatte sich das Anröchter Unternehmen eine Frist bis Mitte 2012 gesetzt, bis das ehemalige Krupp-Werk-IV dem Erdboden gleich gemacht sein sollte. „Das ist vertraglich so fixiert“, hatte Oliver Linkamp Anfang Dezember gesagt.

Das scheint jetzt viel schneller zu funktionieren als gedacht.

Auch, weil das Wetter mitgespielt hat und die Linkamp-Mitarbeiter mit einem riesigen Maschinenpark angerückt sind. Gestern Morgen waren vier Bagger und zwei Raupen im Einsatz.

Einer, der fast täglich sich den Fortgang der Abriss-Arbeiten mit viel Herzblut ansieht, ist Sahvelet Karakayaci (70). Er ist im Jahr 1969 nach Hohenlimburg gekommen und hat im Werk IV einen Arbeitsplatz erhalten. Damals, so erzählt er, seien vierzig Männer aus seinem kleinen Heimatdorf in der Osttürkei an der russischen Grenze nach Hohenlimburg gezogen. So auch er. „Ich habe in meiner Heimat davon gehört, dass Krupp eine gute Firma ist.“ Während einige Landsleute im unteren Nahmertal im Werk II Arbeit gefunden haben, hat er in Werk IV angefangen.

Dort sei er bis zum Jahr 1992 geblieben. „Es war immer gut.“

Zu diesem Zeitpunkt wurde die Produktion heruntergefahren. Schrittweise bis zum Stillstand. Der trat am 30. November 1993 ein.

Damals, vor nunmehr zwanzig Jahren, so erzählt der heute 70-Jährige, sei er nicht mehr vermittelbar gewesen und deshalb arbeitslos geworden. Krupp habe allerdings seinen Lohn aufgestockt. Für rund acht Jahre.

Seit dem Jahr 2000 ist er nun Rentner und beobachtet den Abriss mit großem Interesse.

Weit hat er es nicht. Denn, wie es einst üblich war, hat er fast unmittelbar an seiner Arbeitsstätte gewohnt. An der Wuragstraße. Einer ehemaligen Arbeitersiedlung von Krupp. Wohnen und arbeiten - nah beieinander.

Zurück in seine Heimat in die Osttürkei zieht es ihn nicht mehr. „Meine Familie, meine Kinder leben hier.“

Aus diesem Grund ist Hohenlimburg auch für Sahvelet Karakayaci zur neuen Heimat geworden, die er nicht mehr verlassen wird.

Nur das Krupp-Werk IV ist bald nicht mehr vorhanden.