Hagen..
Catherine Gaertig ist eine Doula. Doula kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Dienerin der Frau“, Dienerin der schwangeren Frau. Die 30-Jährige Gaertig hat sich vor drei Jahren zur Doula ausbilden lassen und gehört zum Verein Dona International. Der Verein zertifiziert Doulas, bildet sie weiter und vernetzt die Frauen weltweit. Catherine Gaertig, gebürtige US-Amerikanerin, ist die erste Repräsentantin des Vereins in Deutschland. Sie lebt mit ihrer Familie seit dem vergangenen Jahr in Hagen.
Was genau macht eine Doula?
Catherine Gaertig: Eine Doula begleitet Schwangere vor, während und nach der Geburt. Sie bietet den werdenden Eltern körperliche und emotionale Unterstützung. Sie ermutigt die Mutter im Kreißsaal, hilft dem Vater. Eine Doula versucht, den Eltern ein wenig von dem Druck der Geburtssituation abzunehmen. Das kann beruhigend sein. Eine Doula versucht, alle Wünsche und Bedürfnisse der Frau zu erfüllen.
Wie unterscheidet sich eine Doula dann von einer Hebamme, die ja auch unterstützend wirken?
Gaertig: Eine Hebamme entbindet das Baby, sie ist mitverantwortlich für die Versorgung. Wir Doulas übernehmen keine medizinischen Aufgaben. Dafür sind die Hebammen oder Ärzte zuständig. Wir treffen auch keine Entscheidungen für die künftigen Eltern, sondern raten in medizinischen Fragen zu einem Gespräch mit den Ärzten oder Hebammen. Der Vorteil einer Doula ist, dass sie bereits vor der Geburt eine Beziehung zu der Mutter und dem Vater aufgebaut hat. Sie ist kontinuierlich bei der Geburt anwesend, ist keinem Schichtwechsel unterworfen – auch wenn die Geburt langwierig ist. Ich habe zwei oder drei Geburten in den USA begleitet, die 28 Stunden dauerten. Da habe ich mich mit dem Partner abgewechselt.
Einen möglicherweise nervösen Papa neben sich zu haben, stört das nicht?
Gaertig: Im Gegenteil. Eine Doula kann einem Vater den Druck nehmen, perfekt sein zu müssen. Sie kann ihn anleiten, wie er seine Frau unterstützen kann.
Wann genau beginnt die Arbeit einer Doula?
Gaertig: Zunächst treffe ich mich mit der Frau oder den Eltern vor der Geburt, in der Regel bei ihnen zu Hause. Da kann man sich in entspannter Atmosphäre kennen lernen. Dabei merkt man dann, ob die Chemie zwischen Doula und Mutter stimmt. Das ist wichtig. Denn im Idealfall ist eine Doula wie eine gute Freundin, eine Vertrauensperson. Eine Geburt ist eine ganz persönliche Situation. Da sollte eine Frau sich fallen lassen können. Um den Geburtstermin herum bin ich in Bereitschaft. Wenn es soweit ist, begleite ich die Eltern in die Klinik. Nach der Geburt kann ich noch Tipps geben fürs Stillen beispielsweise. Es gibt Doulas, die eine Wochenbettausbildung haben und Nachsorge anbieten.
Warum haben Sie sich zur Doula ausbilden lassen?
Gaertig: Die Geburt meiner Tochter 2008 war eine Erfahrung, die ich anderen Frauen ersparen möchte. Das ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich möchte Frauen Ängste und Zweifel nehmen. Sie soll sich sicher und aufgehoben fühlen. Doulas massieren die Frau, wenn sie das möchte, atmen mit ihr, geben Anleitung für alternative Geburtsstellungen. Früher war es üblich, dass sich die Frauen gegenseitig beistanden während der Geburt. Daraus ist die heutige Tätigkeit der Doula entstanden.
Wer übernimmt die Kosten für die Begleitung durch eine Doula?
Gaertig: In der Regel müssen die Eltern die Kosten tragen. Man sollte auf jeden Fall bei der Krankenkasse wegen einer Kostenübernahme nachfragen. In den USA, wo die Krankenkassen bekanntermaßen sehr zurückhaltend sind, bekommen Eltern einen Teil der Kosten für eine Doulabegleitung erstattet. Denn es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass von einer erfahrenen Frau begleitete Geburten schneller und medikamentenfreier ablaufen.