Abschied hat auch immer etwas mit Wehmut zu tun, zumindest dann, wenn er schwer fällt. Und so klang in dem Rückblick der scheidenden Kulturbüro-Leiterin Rita Viehoff beim traditionellen Neujahrsempfang ihres „Kultur-Ladens“ eine gehörige Portion Wehmut mit. Und das, obwohl die Kulturarbeit für Hagen und seine Bürger in den vergangenen Jahren wahrlich nicht leichter geworden ist. Ganz im Gegenteil – wenn das Geld in der Stadt fehlt, dann hört der Spaß meist auf. Zumindest jener Spaß an kulturellen Höhepunkten, den Rita Viehoff und ihr Team den Hagenern mit zahlreichen Veranstaltungsreihen, Projekten und Präsentationen bereitet hat.

Doch trotz vieler Widerstände will das Frauenteam vom Museumsplatz 3 für ein lebendiges Hagen so lange „weiterstrampeln“, bis es sich auch ohne den Sachverstand, die vielen Kontakte und vor allem den Optimismus der scheidenden Chefin sicher über Wasser halten kann. Daran ließ Mitarbeiterin Andrea Honickel mit ihren würdigenden Worten keinen Zweifel aufkommen, auch wenn das Kulturbüro mit nunmehr Sigrun Politt an der Spitze in unruhigem Wasser schippert.

Das mochte auch Kulturdezernent Dr. Herbert Bleicher nicht glätten. Er beließ es Donnerstag vor vielen gespannten Gästen dabei, die gängigen Abschiedsformeln und Danksagungen zu formulieren, in die Zukunft der städtischen Kulturarbeit blickte er aber nicht. Das übernimmt für die Stadt, die wieder einmal ein Gutachten mehr bestellt hat, als sich auf den Sachverstand ihrer zahlreichen gut dotierten Mitarbeiter zu verlassen, Prof. Dr. Karl-H. Hasenritter.

Der Hagener wirbt auf seiner Internetseite nicht nur mit seinem aktuellen Beratungs- und Forschungsprofil, sondern auch mit seiner Ferienwohnung auf Usedom. Die muss ja nicht schlecht sein, genau so wenig wie das Wissen des Professors über die „Organisation und Personalwirtschaft im öffentlichen Sektor“. Nur in der Kombination, angereichert mit Hobbys wie Skifahren, Tennis, Bergwandern und natürlich das Lesen von wissenschaftlicher Literatur bekommt die Ernsthaftigkeit des Unterfangens eine kleine Delle. Auch dadurch bedingt, dass der Herr Professor zwar auch „Hintergrundkompetenz im Staats-, Kommunal- und Verwaltungsrecht“ liefern kann, sich mit Kulturarbeit aber kaum auskennt. So kann es gar nicht anders kommen, als dass das Gutachten, das in die Gestaltung eines neuen Fachbereichs Kultur einfließen soll, bestimmt ist von organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Aspekten.

Dabei wird schnell deutlich, dass es auf dem Gebiet der kommunalen Kulturarbeit keine „Milchkühe“ zu melken und erst recht keine „Stars“ gibt, die Geld in die Kasse spielen könnten. Ganz im Gegenteil: Kulturarbeit braucht Personal und kostet Geld. Als Gegenleistung sorgen Freude, Erleben, Staunen und nicht zuletzt die Gemeinsamkeit für ein gutes Lebensgefühl in einer Stadt. Ein hoher Stellenwert, den die entscheidenden Politiker beherzigen müssen, wenn sie ein Gutachten lesen, in dem Zahlen wieder einmal Gefühle verdrängen sollen.