Der scheidende SPD-Vorsitzende Jürgen Brand war gestern für die Rundschau nicht zu sprechen. Ob aus Arbeitsüberlastung oder aber aus Erklärungsunlust lasse ich an dieser Stelle einmal dahin gestellt. Auch muss die Frage erlaubt sein, ob der Handtuchwurf des Juristen wirklich so plötzlich und überraschend kam, wie von seinen Vorstandskollegen propagiert. Denn nach Brands Wiederwahl im Mai ward der Sozialdemokrat auf dem politischen Spielfeld kaum noch gesehen. Was immer häufiger die Frage aufwarf, ob hier nicht anstatt Zeitmangel auch eine gehörige Portion Resignation mitgespielt hat. Immerhin war Brand angetreten, um die zerstrittene Hagener SPD wieder als eine Mannschaft ins Rennen um Kommunalpolitik und damit um die Wählergunst zu schicken. Gelungen ist es ihm nicht. Ganz im Gegenteil, nach der knappen Wiederwahl im vergangenen Mai wurden die Auseinandersetzungen um Posten, Ämter und erst ganz zuletzt um politische Konzepte noch härter als zuvor.

Dass in den ersten Stellungnahmen bereits von „Gesprächen im Hintergrund“ die Rede ist, lässt mit Blick auf den angeblich so plötzlichen Rücktritt sowohl aufhorchen als auch hoffen. Auf eine Annäherung der zerstrittenen Lager und damit auf Einigung auf einen neuen Vorsitzenden. Der müsste allerdings nicht nur eine Menge politisches Fingerspitzengefühl, sondern auch die Zeit für sein Amt und damit für die Partei mitbringen, die der vielbeschäftigte Jurist eben nicht hatte. Ein Versuch wäre es allemal wert, schon allein, um enttäuschten Mitgliedern wieder eine Heimat zu bieten.