Hagen.

„Wenn ich mal alt bin, werde ich Bücher, die kleine Radierungen und lyrische Texte enthalten, erstellen.“ Sagt Horst Becking. Am heutigen Samstag wird der bekannte Hagener Maler 75 Jahre alt. Und präsentiert uns beim Gespräch in seinem Atelier ganz nebenbei Großformate aus Rohleinen, die ganze Wände füllen. Hoffentlich dauert es noch lange, bis Horst Becking alt wird . . .

Horst Becking ist ein wenig im Stress, sichtet Gemälde, Radierungen, Skulpturen, Keramikarbeiten und Kunstbücher. Schließlich hat der bekannteste Hagener Maler, der sich auf internationalem ­Terrain längst etabliert hat, in den kommenden Monaten eine Menge vor. Mindestens drei Becking-Ausstellungen wird es im Jubiläumsjahr geben. „Ja, 75, aber das ist nur eine Zahl, die mir nicht so wichtig ist. Über 50 Jahre bin ich als Maler tätig, und über 50 Jahre mit meiner Frau ­Sigrid verheiratet - das ist viel ausschlaggebender.“

Horst Becking stöbert in Kisten und Kartons, ist auf der Suche besonders aufwändig gestalteten Kunstbüchern, die er uns zeigen möchte.

Beuys-Schüler

Und erzählt dabei. Über seine Jahre als Beuys-Schüler („Damals hab’ ich noch kleine, ästhetische Bilder gemalt.“), über den „Kunst-Guru“ Beuys, der seine Jünger hatte („Aber er hat mir vermittelt, dass Kreativität Volksvermögen ist; das hat mich gestärkt.“) und über die 70er Jahre an sich („Eine verrückte Zeit. Die Klassenräume in der Kunstakademie sahen aus wie Müllkippen - viele Studenten brachten ihren halben Hausstand mit.“).

Gern erinnert er sich auch an die Zeit als ­Meisterschüler bei Rupprecht Geiger, dem großen Mann der Farbe, zurück. Und dann natürlich an seine unzähligen Reisen durch ganz Europa, auf denen er nicht gezeichnet, sondern gemalt hat. „Ich hatte immer Leinwand, Papier und Farben im Gepäck. Und was ich nicht bei mir hatte, hab’ ich in Frankreich, Italien oder sonst wo gekauft. Das ist schön, denn die Materialien dort sind anders.“ Becking schwärmt: „In Florenz hab’ ich zum Beispiel mal nachts nach einer feucht-fröhlichen Feier auf dem Heimweg ­Basche, also alte, benutzte Marktplanen, gefunden. Am nächsten Tag bin ich gleich in die toskanische Landschaft ausgerückt - mit der Basche als Leinwand unter dem Arm.“ Seit jener Zeit ist der morbide Stoff für Becking zu einem wunderbaren Material geworden, das eine Geschichte erzählt, „und ich bringe eine neue darauf“.

Alte Handschriften

Überhaupt liebt es der Maler, der seit fast 50 Jahren Mitglied im Westdeutschen Künstlerbund ist, auf bzw. mit alten Handschriften, Dokumenten oder Kontobüchern zu arbeiten.

Horst Becking ist fündig geworden. „Hier sind meine liebsten Stücke“, strahlt der Lokalpatriot, der seiner Heimatstadt stets treu geblieben ist, „Bücher, gestaltet mit alten Stoffen und Papieren - oftmals Andenken an schöne Reisen.“

Drei Geburtstags-Ausstellungen

Anlässlich seines 75.Geburtstages finden drei Aus­stellungen statt. In Düsseldorf bei „Niepel bei Morawitz - Galerie für zeitgenössische Kunst“ zeigt der Künstler vom 27. Januar bis 17. März „Das kleine Format“. Im Parktheater in Iserlohn werden vom 9. Februar bis 30. März (die Vernissage findet am 12. Februar statt) unter dem Titel „Und immer noch schaut ein Wort hervor“ Künstlerbücher und ­Kataloge ausgestellt. Und im Sommer sind Becking-Radierungen im Fritz-Winter-Atelier in Diessen am Ammersee zu sehen.

Großformate, filigrane Miniatur-Bilderbogen, Skulpturen aus Bronze oder Holz - Horst Becking kann mit seiner Kunst noch viele Ausstellungen stemmen. Ganz viele.