Hagen-Mitte. . Ein Team ehrenamtlicher Mitarbeiter sorgt dafür, dass die Johanniskirche im Herzen der Stadt täglich geöffnet sein kann.

Manche Menschen kommen in die Kirche, um sich in die Stille des Gotteshauses zu versenken. Andere zünden eine Kerze an. Oder wollen bloß verschnaufen. „Es gibt vielerlei Gründe, in die Kirche zu gehen, ist es nicht so?“, sagt Barbara Bielitzer (52).

Doch, die Johanniskirche ist ein schöner Ort, der Wärme und Geborgenheit ausstrahlt. Vielleicht betreten dieses Haus deshalb mehrere tausend Leute pro Jahr außerhalb der Gottesdienstzeiten. Dass sie es können, dass die Kirche täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet bleibt, ist einer Gruppe von 30 ehrenamtlichen Helfern der Stadtkirchengemeinde zu verdanken, die die Aufsicht führen. Barbara Bielitzer gehört dazu: „Die Kirche ist einfach ein Ort der Besinnung. Gerade in unserer hektischen Zeit ist es wichtig, dass wir sie geöffnet halten.“

Dass die Türen eines Gotteshauses nicht ohne weiteres offen stehen können, weil Diebstahl und Vandalismus zu befürchten sind, ist leider auch ein Merkmal unserer Zeit. Umso wichtiger sei das Engagement der ehrenamtlichen Kräfte, findet Pfarrer Frank Lehmann: „Und Gott sei Dank wächst dieses Team. Es geht wieder aufwärts in unserer Gemeinde. Das spüre ich.“

Vielleicht ist es ein Stück weit die Not, die die Gläubigen zusammen schweißt. Die zurückliegenden zwei Jahre brachten zahlreiche Nackenschläge für den Pfarrer und seine Schäfchen: die Schließung der Lutherkirche, den Abriss des Gemeindehauses in der Hochstraße, den Rücktritt des Presbyteriums. Nun klammern sich die Gläubigen an die Johanniskirche, die Hagener Urpfarre. „Es ist wichtig, dass die Menschen die Kirche offen finden“, so Küster Michael Jessen (33), der sich ebenfalls im Team der ehrenamtlicher Mitarbeiter engagiert.

Manche wollen nur reden

Anfangs waren Jessen und seine Mitstreiter überrascht von der Resonanz, die die offene Johanniskirche bei den Hagenern findet. Mancher Besucher wolle gar nicht beten, sondern einfach nur reden. Einmal habe er mit einem älteren Ehepaar, das einen Trauerfall in der Familie zu verarbeiten hatte, sogar eine kleine Andacht gehalten: „Ja, so etwas kommt vor“, bekräftigt der Küster.

Pfarrer Lehmann nennt seine ehrenamtlichen Helfer denn auch nicht gerne „Kirchenwächter“, für ihn sind es Mitarbeiter, die sich um ihre Kirche kümmern und darum, dass die Gemeinde lebt. Der eigentlich katholische Brauch, dass viele Gäste eine Kerze anzünden und damit ein Stoßgebet gen Himmel verknüpfen, bereitet ihm keine Bauchschmerzen. Er freut sich darüber, dass die Johanniskirche täglich ein Rückzugsgebiet für gestresste Großstädter bietet: „Hier kann man die Ruhe förmlich sehen.“