Hagen.. Mit Angelika Syrnik steht erstmals eine Frau an der Spitze der JVA Hagen. Sie besetzt eine Schaltstelle im Vollzugssystem des Landes NRW.

Frauen-Power in der Justiz: Nach Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer und der leitenden Oberstaatsanwältin Birgit Cirullies hat mit Angelika Syrnik (55) jetzt auch eine Frau die Leitung der Justizvollzugsanstalt übernommen.

Am Donnerstag wurde die in Springe bei Hannover geborene Juristin mit ihrem entwaffnenden Lachen von Justizminister Thomas Kutschaty offiziell ins Amt eingeführt. „Ich sehe meine Aufgabe als Herausforderung“, sagte die neue Behördenleiterin. „Der Strafvollzug hat ja immer auch einen politischen Bezug.“

Angelika Syrnik bekleidet eine der wichtigsten Schaltstellen im NRW-Strafvollzug. Zwar sitzen derzeit auch 70 Untersuchungshäftlinge ein, doch das Gros der rund 350 Insassen besteht aus verurteilten Gefangenen, die ihre Haftzeit in Hagen beginnen und von hier aus auf eine der Regelanstalten verteilt werden. Bei diesem sogenannten Einweisungsverfahren haben Frau Syrnik und ihre Mitarbeiter ein gewichtiges Wort mitzureden, sie entscheiden maßgeblich über die Zukunft, die einen für schuldig befundenen Verbrecher im Knast erwartet. Da die neue Chefin, die verwitwet und Mutter eines Sohnes (24) ist, neben Jura auch Sozialwissenschaften studiert hat, sind kriminologische Diagnostik und Therapien im Strafvollzug für sie geradezu wie geschaffen: „Das Einweisungsverfahren ist mein Steckenpferd“, schmunzelte sie. „Damit habe ich als Dozentin an der Justizvollzugsschule in Wuppertal zahlreiche Berufsanwärter genervt.“

Kompetente Chefin

Die Berufung eines Nachfolgers für den nach Bochum gewechselten Ex-JVA-Chef Friedhelm von Meißner lief denn auch auf Angelika Syrnik zu. Zudem kennt sie das Hagener Gefängnis bestens, war sie hier doch 1991 schon einmal fünf Monate als frisch im Staatsdienst angestellte Juristin und von 1995 bis 1999 als stellvertretende Leiterin tätig. Als „angenehme Gesprächspartnerin“ und „äußerst kompetente Chefin“ beschrieb sie Horst Schmale, Leiter der Sicherheitsabteilung in der JVA. Und Oberbürgermeister Dehm lud sie gleich zum berühmt-berüchtigten Stammtisch aller Hagener Behördenleiter ein: „Hagen ist ja so etwas wie das Zentrum der NRW-Justiz. Wir möchten die JVA in dieser Stadt auf keinen Fall verlieren.“ Die lang diskutierte Zusammenlegung mit der JVA Dortmund und gar ein Neubau im Gewerbegebiet Halden-Herbeck sind jedenfalls vom Tisch.

Dass Angelika Syrnik viel und gerne lacht, dürfte dem Betriebsklima nicht schaden: „Ich bin eben ein optimistischer Mensch. Und auch in einem Gefängnis darf mal gelacht werden.“ Personalratschef Christian Barth schenkte ihr zur Begrüßung einen Indien-Bildband, denn ihr Lieblings-Urlaubsland will seine Vorgesetzte demnächst wieder als Rucksack-Touristin bereisen: „Luxus brauche ich nicht.“

Frauen-Power ist eben manchmal erfrischend anders. Unterschiede zum anderen Geschlecht will Angelika Syrnik denn auch gar nicht wegdiskutieren: „Männer sind vielleicht entscheidungsfreudiger, wir Frauen wägen besser ab.“ Das sollte man in der JVA bald spüren, denn mit der stellvertretenden Leiterin Ursula Scholand-Kuhl und Beiratschefin Ellen Neuhaus sind weitere Führungspositionen fest in weiblicher Hand.