Hohenlimburg.

Schulleiterkonferenz in China mit den Ansinnen eines Schüleraustauschs - als dieses Angebot im Sommer des Jahres beim Gymnasium Hohenlimburg landete, gab es für den weltoffenen Oberstudiendirektor Horst Witthüser kein langes Zögern.

Er flog (übrigens auf eigene Kosten) in den Herbstferien nach Shanghai, unterschrieb am 25. Oktober die Absichtserklärung über eine Partnerschaft zwischen einer chinesischen Schule in der Provinz Zhejiang und dem heimischen Gymnasium.

„Derzeit gibt es nur mit Frankreich ein solches Austauschprogramm. Doch Studien haben erwiesen, dass ein zweiwöchiger Aufenthalt die gleiche Wirkung hat wie ein halbes Jahr im benachbarten Ausland“, möchte Witthüser seinen Oberstufenschülern (ab 16 Jahre) auf diesem Wege die Gelegenheit geben, das bevölkerungsreichste Land der Welt kennen zu lernen, neue kulturelle Eindrücke zu gewinnen und gleichzeitig das Selbstbewusstsein zu stärken.

Der zehntägige Trip nach Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, 190 km südwestlich von Shanghai, verhalf Witthüser selbst zu intensiven Erfahrungen, die sich deutlich vom durch die Medien geprägten Bild unterschieden. „Es kam nie das Gefühl auf, man könne sich nicht frei bewegen. Ich hätte jederzeit ein Auto mieten und das Land auf eigene Faust erkunden können.“ Der enge Terminplan schränkte private Aktivitäten während der fünftägigen Konferenz in Hangzhou allerdings stark ein. Ganz wichtig für Witthüser: „Die Chinesen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit, schämen sich sogar dafür, wenn sie mal nicht weiterhelfen können. Auch die Kriminalität ist sehr niedrig. Man kann also guten Gewissens interessierte Schüler dorthin schicken.“

Horst Witthüser zeigt den chineischen Oberstufenschülern, wo das Hohenlimburger Gymnasium liegt.
Horst Witthüser zeigt den chineischen Oberstufenschülern, wo das Hohenlimburger Gymnasium liegt. © WP

Geplant ist eine zweiwöchige Kombination aus Schulbesuch und Landeserkundung, wobei die deutsche China-Gesellschaft den organisatorischen Teil übernimmt. „Es sollten schon mindestens zwei Schüler sein, aber es sind auch zehn Jugendliche möglich, die natürlich von einer Hohenlimburger Lehrkraft begleitet werden. Und vor Ort helfen englisch sprechende Schüler, dem Unterricht folgen zu können“, schildert Witthüser.

Schon der Kostenfaktor (die Eltern müssen die Reise bezahlen) wird die Zahl der Inter­essenten einschränken. Andererseits gilt China ja schon jetzt, obwohl noch immer als Schwellenland bezeichnet, als größte Wirtschaftsmacht, haben zahlreiche deutsche Konzerne wie Siemens, BMW, VW, Puma oder Adidas dort ihre Produktionsstätten, werden händeringend deutsche Arbeitskräfte mit Chinesisch-Kenntnissen gesucht.

Die sollen ab Februar per Grundkursus in einer China-AG in Hohenlimburg vermittelt werden, denn, wenn alles optimal klappt, könnte sich schon zu Ostern die erste Schülergruppe auf den Weg machen. Gäste aus Fernost werden frühestens im Sommer erwartet. „Mehrere Lehrkräfte haben bereits Unterkünfte angeboten“, sieht Witthüser bei der Unterbringung keine Probleme.

Der Schulleiter ist durchaus überrascht von der Risikobereitschaft der chinesischen Schulbehörden, denn er geht fest davon aus, dass die Jugendlichen mit etlichen Flausen im Kopf aus der „freien Welt“ zurückkehren werden. Schließlich sind sie es in ihrer Heimat gewohnt, mit nur einer kleinen Pause zwischen 8 und 17 Uhr die Schulbank zu drücken und später sogar noch privat zu lernen.

„Die Wissbegierigkeit dieser Eliteschüler ist enorm. Sie kennen nur ein Ziel, nämlich einen ordentlichen Abschluss und dann ein Studium, um zu Wohlstand und Anerkennung zu kommen und ihren oft armen Eltern zu helfen“, beschreibt Witthüser das dortige Szenario.

In den nächsten Wochen wird das Programm den Eltern vorgestellt, ist Witthüser schon sehr gespannt, wie hoch die Resonanz auf das neues Prestigeprojekt seines Gymnasiums ausfällt.