Hagen. .

Nach nur sechs Wochen und drei Verhandlungsrunden hat es die Stahlbranche zu einem für die Arbeitnehmer erfreulichen Abschluss gebracht. Neben 3,8 Prozent mehr Lohn für die 75 000 Beschäftigten, sollen künftig auch die Azubis im Regelfall unbefristet übernommen werden und der Tarifvertrag zur Altersteilzeit wurde verlängert mit der Option, zusätzliche Ausstiegsmodelle zu entwickeln. Unsere Zeitung sprach mit Jens Mütze, Mitglied der Verhandlungs- und Tarifkommission der Eisen- und Stahlindustrie.

Herr Mütze, Sie haben in Windeseile einen Abschluss hinbekommen. Wie klappt so etwas?

Jens Mütze: Ich glaube, wenn man Erfolg haben möchte, bedarf es immer einer frühzeitigen und ordentlichen Vorbereitung zu dem, was man erreichen will. Hier bei uns in der Eisen- und Stahlindustrie ist es natürlich hilfreich, eine hochengagierte und organisierte Belegschaft hinter sich zu wissen. Die Schwerpunktthemen müssen klar definiert sein und in einer nachvollziehbaren Forderung münden. Daher ist es notwendig, Experten aus Betrieben und IG Metall in der Tarifkommission zu haben.

Wie funktioniert eine solche Themenauswahl?

Mütze: Indem wir die zurückliegende, aktuelle, aber auch die womögliche Entwicklung unserer Branche betrachten und bewerten. Dann werden die aus unserer Sicht wichtigsten Themen herausgearbeitet und somit ein Forderungspaket geschnürt. In dieser Tarifrunde waren das folgende: die Verlängerung der Altersteilzeit, die tabellenwirksamen Gehalts- und Lohnerhöhungen und die unbefristete Übernahme im Regelfall für Azubis. Ein Thema, das uns sehr wichtig war, den Arbeitgebern aber absehbar weniger schmecken würde.

Wie funktionieren dann schließlich die Verhandlungsrunden?

Mütze: Dass zum Beispiel die erste Zusammenkunft zwischen uns und den Arbeitgebern im Oktober ziemlich kurz war. Also: Forderungsvorstellung unserseits, Zurkenntnisnahme arbeitgeberseits. In der Regel sollte dann zur zweiten Verhandlungsrunde ein Angebot der Arbeitgeberseite erfolgen. Das gab es bedauerlicherweise diesmal nicht und somit kam es zu den ersten Warnstreiks. In der dritten Runde am 21. November in Düsseldorf gab es dann das erwartete Hauen und Stechen.

Wie kann man sich das vorstellen?

Mütze: In der Vorbesprechung zur dritten Runde haben wir uns darauf eingeschworen, dass unsere Forderung nur als Gesamtpaket umsetzbar ist. Allerdings war schon absehbar, dass die unbefristete Übernahme der Azubis der Knackpunkt wird. Um 0.15 Uhr standen die Verhandlungen dann an diesem Punkt vor dem Scheitern. In Vier- und Achtaugen-Gesprächen wurde dann versucht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Wie man in diesen miteinander umgeht, muss allerdings Verhandlungsgeheimnis bleiben. Um 4 Uhr stand dann endlich der Abschluss.

Wie wird so ein Tarifvertrag vor Ort umgesetzt?

Mütze: So ein Tarifvertrag ist eine Leitplanke, wichtig ist nur, dass kein Betrieb herausfällt. Bei uns, den Deutschen Edelstahlwerken, gibt es einen Personalentwicklungsplan. Wir werden die zehn Azubis, die im kommenden Jahr eingestellt werden, im Anschluss an die Lehre unbefristet übernehmen. Wir achten natürlich darauf, ob die Leistungen stimmen und die wirtschaftliche Lage entsprechend ist.