Hagen.

Auf Stippvisite bei der Hagener Justiz: Denisa Kalfertová, normalerweise Richterin am Bezirksgericht im tschechischen Ceská Lípa, sitzt zurzeit in den Gerichtssälen der Volmestadt. So verschafft sich die 33-jährige Juristin einen Einblick in den hiesigen Gerichtsalltag und lernt gleichzeitig Hagen und Umgebung kennen.

Seit nunmehr zwölf Jahren beherbergt die pensionierte Amtsrichterin Helga Müller Richterinnen und Richter aus Osteuropa, die als Teilnehmer eines Fortbildungsprogramms der Deutschen Stiftung für internationale rechtliche Zusammenarbeit Hagen besuchen. Freundschaften wurden geschlossen, Gegenbesuche gestartet.

Jetzt, nach einem einwöchigen Kurs in Bonn, der den „Austausch-Richtern“ einen Überblick über das deutsche Strafrecht und Strafprozesse verschaffte, traf Denisa Kalfertová bei ihrer Gastgeberin Helga Müller ein. Die Chemie zwischen den Juristinnen stimmte sofort, die Frauen mochten sich auf Anhieb.

Ein reichhaltiges Programm

Sprachbarrieren gibt es nicht, was daran liegt, dass die Besucherin bereits ein Semester in Kiel studierte, in der Nähe der deutschen Grenze lebt und einige deutsche Freunde hat. „Ich habe wieder einen guten Fang gemacht“, freut sich Helga Müller. Denisa Kalfertová revanchiert sich verbal bei „Frau Helga“, wie sie ihre Gastgeberin nennt: „Vom ersten Moment an, als ich aus dem Zug gestiegen bin, hat sie mir gleich ein reichhaltiges Programm geboten.“

Tatsächlich hat Helga Müller einiges in petto: Neben den Verfahren vor dem Amts- und Landgericht, die Denisa Kalfertová als Beobachterin verfolgen wird, erkundeten die Frauen bereits das Westfalen-Bad. „Das war super – besonders die unterschiedlichen Saunen“, zeigt sich die Tschechin beeindruckt.

Ebenso interessant empfand sie den Besuch des Hohenlimburger Schlosses inklusive schwarzer Hand. „Ich war von dem Beweismittel begeistert.“ Ferner geplant sind der Besuch der Oper „La Bohème“ in Hagen, Städtetouren nach Münster und Soest, der Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum und das obligatorische Grünkohl-Essen.

Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Riesenrad

Vor dem Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt hat Denisa Kalfertová Angst – wie ihr Vorgänger, der ungarische Richter Dr. Viktor Vadász, auch schon. Anders als er will sie die Fahrt in luftiger Höhe aber eventuell doch wagen. „Vielleicht nach mehreren Glühwein“, verrät sie mit einem schelmischen Grinsen.

Hagen gefällt dem tschechischen Gast durchaus. „Das ist eine moderne Stadt mit freundlichen Leuten. Die habe ich vor allem im Amtsgericht getroffen“, erklärt die 33-Jährige zur Freude von Amtsgerichtsdirektor Oliver Hoffmann. Er weiß das Austauschprogramm ebenfalls durchaus zu schätzen: „Wir profitieren auch sehr von diesem Erfahrungsaustausch, lernen und sehen aber auch, wie gut wir es eigentlich haben, dass wir unter so guten Bedingungen arbeiten.“