Hagen. .

Rainer Trepp (58), seit 38 Jahren Stahlarbeiter, und Alexander Schmidt (19), seit einem Jahr Lehrling bei den Deutschen Edelstahlwerken in Wehringhausen, ziehen an einem Strang: Sie fordern mit Nachdruck einen auf ihre unterschiedlichen Lebensverhältnisse besser zugeschnittenen Tarifabschluss – wenn nötig auch mit Streik.

Gestern Mittag standen die beiden Vertreter unterschiedlicher Stahlarbeiter-Generationen gemeinsam mit rund 300 weiteren Kollegen vor dem Tor des Hagener Werkes. Eine Stunde Wanrsteik hatte die IG Metall angesetzt. Denn, so Hagens 1. Bevollmächtigter Hubert Rosenthal: „Die Arbeitgeber bewegen sich nicht und verweisen immer nur auf eine weitere Krise. Wir Arbeitnehmer aber müssen allein in diesem Jahr eine Preissteigerung von 2,6 Prozent wegstecken – da ist der Blick in die Arbeitgeberglaskugel wenig hilfreich.“

So fordern die Stahlbeschäftigten 7 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Geld, das Rainer Trepp und Alexander Schmidt sicher gut gebrauchen könnten. „Doch über Prozente“, so musste Jens Mütze als Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Verhandlungskommission seinen Kollegen mitteilen, „ist bis jetzt noch gar nicht gesprochen worden. Die Arbeitgeber spielen mal wieder auf Zeit. Abgeblockt wird schon bei unseren Forderungen nach einer flexibleren Altersteilzeit und der unbefristete Übernahme der Auszubildenden. So ist die Friedenspflicht am 31. Oktober abgelaufen.“

Lehrlinge wurden früher übernommen

Um deutlich zu machen, um was es der IG Metall mit Blick auf die Zukunft der jungen Menschen geht, musste Hubert Rosenthal die Vergangenheit bemühen: „Früher wurden Auszubildende, wenn sie nicht gerade im Betrieb Mist gebaut hatten, nach der Lehre unbefristet übernommen. Heute reden unsere Politiker andauernd davon, dass wir für die jungen Menschen etwas tun müssen. Aber das Gegenteil ist der Fall.“ Mit der befristeten Übernnahme von einem Jahr lasse sich keine gute Zukunft planen. Und genau die wünscht sich Maschinen- und Anlagenlehrling Alex Schmidt. „Ich habe schon in anderen Unternehmen Praktika gemacht. Hier gefällt es mir sehr gut und ich würde später gerne noch die Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker dran hängen, um dann hier zu arbeiten.“ So könnte der Lehrling beispielsweise in die Fußstapfen von Rainer Trepp treten, der es nach 38 Jahren in einem körperlich schweren Job gerne langsamer angehen lassen würde. „Eine gute Altersteilzeitregelung würde ich sofort nutzen“, sagt er und schlurft, aufgestützt auf seinen Rollator, durch die streikenden Kollegen.

„Die Arbeitgeber verstehen nicht, dass sie mit Blick auf die Demografie in ihren Betrieben für einen arbeitnehmerverträglichen Austausch von Alt und Jung sorgen müssen. Wir sehen da keinen Spielraum und machen auch keine Kompromisse“, kündigte Jens Mütze unter Beifall an.