Hagen. Als touristische Attraktion kann man Hagen eher weniger bezeichnen. Mit neuen Kurzreise-Angeboten, Präsenz auf Fachmessen und besonderen Kampagnen zum Projekt „Kulturhauptstadt Ruhr 2010” will Touristik-Manager Friedhelm Erlenhofer die Volmestadt künftig besser vermarkten.
Vor zwei Wochen verbreitete der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) Zahlen, die den „echten” Ruhrgebietsstädten wie Essen und Herne sehr schmeichelten, Hagen als Stadt am Rande des Ballungsraumes hingegen düster aussehen ließen. In den letzten 20 Jahren habe sich, so die Statistik, die Übernachtungsgästezahl in den Ruhrgebietsstädten verdoppelt, lediglich Hagen hätte einen Besucherrückgang von minus 0,5 Prozent zu verzeichnen.
Touristik-Manager Friedhelm Erlenhofer reagiert auf die „Hagen einziger Verlierer”-Nachricht mit Kopfschütteln. So hätte sich, so der städtische Angestellte, der RVR bei der Hagen-Zahl lediglich auf „Ankünfte 2008” bezogen, die Positiv-Zahlen des Ruhrgebietes würden jedoch zwei Jahrzehnte umfassen. „1990 hatten wir in Hagen 209 000 Übernachtungen zu verzeichnen, im Jahre 2008 waren es 249 000 Übernachtungen”, unterstreicht Erlenhofer. Allerdings, so räumt er ein, hätten alle Ruhrgebietsstädte wie auch Hagen die Wirtschaftskrise im ersten Halbjahr 2009 deutlich zu spüren bekommen. Indiz hierfür: Im Zeitraum Januar bis August ist die Zahl der Ankünfte in Hagen um 10,3 Prozent, die Zahl der Übernachtungen um 4,7 Prozent zurückgegangen. Doch die Talsohle, so Erlenhofer, schiene durchschritten, „im Juli '09 hatten wir im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Übernachtungsplus von 5,8 Prozent, im August '09 ein Plus von 0,4 Prozent”.
Keine schlechte Zahl
Erlenhofer bezieht sich auf Zahlen und Grafiken des Statistischen Landesamtes, die ihm vorliegen. Diese Daten geben auch Auskunft über die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Gastes. Demnach weilt ein Besucher 2,9 Tage (erstes Halbjahr '09) an der Volme, „für Städtetourismus keine schlechte Zahl und Indiz dafür, dass Hagen nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Freizeitgäste lockt”, bilanziert Erlenhofer.
Apropos Freizeitgäste: Über die Hagen-Touristik, die im Rathaus an der Volme beheimatet ist, kann man Kurzreise-Angebote buchen. Das Wochenend-Angebot „Dampfzugnostalgie” für 114 Euro pro Person beinhaltet zum Beispiel eine Übernachtung im Doppelzimmer inkl. Frühstücksbuffet (Hotel nach Verfügbarkeit), Eintritt ins Freilichtmuseum, Hin- und Rückfahrt mit dem Dampfzug zum Eisenbahnmuseum nach Bochum-Dahlhausen inkl. Eintritt. „Und momentan stricken wir an einem Angebot, welches das neue Kunstquartier einbezieht. Wir planen eine zweitägige Kulturreise, die den Besuch des Schumacher- und Osthaus-Museums sowie des Folkwang-Museums in Essen integriert”, sagt der Touristik-Manager.
Werbung in Holland
Auf der holländischen Fachmesse „Vakantiebeurs” in Utrecht im Januar werde man verstärkt die schönen Seiten der Stadt - wie den Hagener Impuls - bewerben. Und auf der Urlaubsmesse CMT (Caravan, Motor, Touristik) in Stuttgart Anfang des Jahres sowie auf der ITB (Internationale Tourismus-Börse) in Berlin im März Hagen im Rahmen des „Ruhr 2010”-Spektakels vermarkten. Aus Kostengründen präsentiere man sich mit Nachbarstädten auf Gemeinschaftsständen, „doch die Qualität und Attraktivität der Messestände wird durch ,Ruhr 2010' einen Quantensprung machen”, ist sich Erlenhofer sicher.
Und wie beurteilt er die Hotellandschaft in Hagen? „Von 2002 - da bin ich in Hagen als Touristik-Manager angefangen - bis heute hat sich in puncto Hotellerie nicht viel getan. Allerdings glaube ich, dass sich der Markt künftig verändern wird.” Damit spielt Erlenhofer auf kleinere Gasthäuser und Pensionen mit günstigen Zimmerpreisen an. „Einige Betreiber dieser Häuser werden Nachfolgeprobleme bekommen”. Auffangen würden diese Übernachtungsgäste dann günstige Hotelketten, prophezeit er, „mehr Betten braucht Hagen deshalb aber nicht”.
Und was hält er von einem neuen Hotel mitten in der Innenstadt? „Wenn ein Investor bereit ist, in Hagen zu investieren, wird er die Hotellandschaft analysiert haben und sich Rendite versprechen. Der Markt wird's regeln.”