Hagen. .
Lautstark, aber zunächst friedlich demonstrierten am Sonntagnachmittag etwa 600 türkische Mitbürger in der Hagener Innenstadt gegen die erneut aufgeflammte PKK-Gewalt in ihrer Heimat. Doch nach Abschluss des angemeldeten Protestzuges schlug die lange gemäßigte Stimmung um und es kam unweit des kurdischen Zentrums am Bunker Körnerstraße zu einer heftigen und blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen.
Begleitet von stattlichen Polizeikräften zogen die mit Fahnen ausgerüsteten türkischen Protestierenden, nachdem sie sich gegen 15 Uhr auf dem Friedrich-Ebert-Platz versammelt hatten, zunächst durch die Hagener Innenstadt in Richtung Theater und wieder zurück vor das historische Rathaus. Mit ihren Sprechchören richteten sich die meist jungen Türken gegen die blutigen Übergriffe der als Terrororganisation eingestuften PKK-Kämpfer im Osten ihres Landes.
Handfeste Schlägerei
Kurdische Rebellen hatten am vergangenen Dienstag bei mehreren Angriffen auf türkische Militärposten an der Grenze zum Irak 24 Soldaten getötet und 18 weitere verletzt. Staatschef Abdullah Gül kündigte daraufhin „schreckliche Rache“ an. Grundsätzlich herrscht aktuell in der Türkei nach den blutigen Verlusten eine Mischung aus Kriegs- und Krisenstimmung.
Der etwa zweistündige Zug durch die Hagener Innenstadt verlief nach Angaben der Hagener Polizei weitgehend friedlich. Die Beamten mussten lediglich gegen einige Provokateure vorgehen, die eine am Galgen baumelnde Puppe des lebenslang inhaftierten Kurden-Führers Abdullah Öcalan in die Höhe reckten. Nach einer Abschlusskundgebung mit Schweigeminute und Nationalhymne löste sich die Menge scheinbar friedlich auf.
Doch plötzlich formierte sich ein Block von etwa 150 jungen türkischen Männern, der sich über die Körnerstraße auf den Weg in Richtung Bunker machte. Dort hat ein kurdischer Kulturverein sein Zentrum. Als die aufgebrachte Gruppe sich dem Gebäude bedrohlich näherte, stürmten daraus mehrere Kurden hervor und es entwickelte sich auf offener Straße eine handfeste Schlägerei. Dachlatten wurden geschwungen und Steine flogen durch die Luft. Die Polizei, die mit etwa 100 Einsatzkräften unterwegs war, darunter auch ein Zug Bereitschaftspolizei aus Essen, hatte erhebliche Mühe, die Schläger zu trennen. Vier Personen kamen zunächst ins Gewahrsam, ein Polizist wurde durch einen Steinwurf am Bein verletzt. Trotz zahlreicher Platzwunden und Blutergüsse mussten die Rettungskräfte nur ein Opfer zur Behandlung ins Krankenhaus bringen.
Polizei geht mit Reizgas und Schlagstöcken vor
Nachdem es starken, behelmten Kräften der Polizei u.a. durch den Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas gelungen war, die Kontrahenten zu trennen, beruhigte sich die Lage wieder. Dennoch forderten die Beamten am Abend sicherheitshalber noch weitere externe Unterstützungskräfte an, um ein erneutes aufkeimen der Gewalt zu verhindern. Obwohl die türkischen Jugendlichen in Richtung Hauptbahnhof abzogen, sicherten die Einsatzkräfte den Bereich rund um den Bunker bis in die Abendstunden ab. Unterstützt wurden sie dabei von einem Helikopter, der über der Stadt kreiste und Live-Bilder ins Lagezentrum auf der Hoheleye sendete. (mw)