Hagen.

Bernd kleistert. Valentina klebt. Allmählich verschwindet das Grau der Pappröhre unter einem bunten Papierschnippselsalat. Knapp einen halben Meter misst der Regemacher, an dem die Zwei gemeinsam basteln. Valentina ist Schülerin an der Realschule Breckerfeld, Bernd ist Bewohner von Bethel regional.

Im Untergeschoss des Osthaus-Museums, im Jungen Museum, herrscht kreative Geschäftigkeit. Einzeln und zusammen sitzen Schüler der 10c aus der Hansestadt mit behinderten Menschen an Tischen. Sie kleben, kleistern und malen an Regenmachern. Am Ende liegen rund 20 dieser Instrumente, die wie fallender Regen klingen, auf einer Decke. „Wir haben Linsen und Erbsen eingefüllt“, erklärt Kurt von Bethel das Geräusch, wenn man den Regenmacher hin und her dreht. „Regenmacher“, sagt Kurt und grinst: „Es regnet doch schon.“

Renate Bergmann hat an der Realschule Breckerfeld Werbung für die Kooperation mit der Werkstatt an der Voerder Straße von Bethel regional gemacht – und dort offene Türen eingerannt. Bei den Schülern. Die haben sich kurzentschlossen für das Projekt gemeldet. „Es ist doch interessant, neue Erfahrungen zu sammeln“, meint Valentina dazu. „Außerdem kann man andere Menschen glücklich machen.“

„Wenn ich sehe, ich habe den Nerv getroffen, dann ist das toll“, freut sich Renate Bergmann. „Meine Aufgabe ist es, Menschen mit Behinderungen stark zu machen, ihnen Mut zu machen, dass sie es schaffen können.“ Bergmann ist regelmäßig und gern mit einer Gruppe zu Besuch im Kunstquartier. Vor allem zurzeit, da die Ausstellung „Ich sehe was, was du nicht siehst“ im Jungen Museum läuft und Werke von 27 Künstlerinnen und Künstlern mit Autismus zeigt. Werke, die einen eigenen, einen besonderen Blick auf die Welt haben. Der ist häufig von Fachkenntnis geprägt. „Menschen mit Einschränkungen gehen viel mit Farbe um und sind in gewisser Weise Fachleute“, ergänzt Museumspädagogin Monika Pannitschka.

Zu Experten sind die Realschüler auch geworden, durch die Begegnung mit den autistischen und geistig behinderten Menschen. Für Valentina steht fest: „Wir machen im Januar ein diakonisches Praktikum. Ich möchte mit Menschen wie Bernd arbeiten.“ Sie strahlt. Sie hat eine neue Erfahrung und jemanden glücklich gemacht. Nicht zuletzt ihren Kunstlehrer Rainer Geilfuß: „Ich bin stolz auf die Klasse.“

Abgerundet wird das Regenmacherprojekt demnächst mit einer Lesung in den Hasper Bethel-Werkstätten. Musiker Werner Hußendörfer spielt Klarinette. „Ohne Proben, ohne Choreographie“, verkündet Bergmann. „Bei unseren Klienten geht’s viel nach Gefühl.“