Halden. .

150 Euro beträgt der durchschnittliche Monatslohn eines Arbeiters in der Behindertenwerkstatt an der Walzenstraße in Halden.

„Davon kann man unmöglich seinen Lebensunterhalt bestreiten, aber mehr können wir nicht zahlen“, so Manfred Empting vom Sozialdienst des von der Caritas betriebenen Hauses.

Erst recht nicht können die Behinderten von diesem kargen Lohn in den Urlaub fahren. Insbesondere jene, die keine solvente Familie im Rücken haben, müssen zu Hause bleiben - gäbe es da nicht den Lions Club Hagen-Mark, der die Werkstatt regelmäßig unterstützt. Gestern übergaben Präsident Klaus Hacker, Heinz Berkemeier und Johann Dieckmann wieder einmal einen Scheck über 3200 Euro an die Werkstattleiter Cornelia von Frantzki und Meinhard Wirth: „Damit ermöglichen wir acht behinderten Menschen die Teilnahme an achttägigen Ferienfreizeiten in Hoogelohn (Holland) oder Husum“, so Dieckmann.

Partnerschaft

Das Geld stammt aber nicht allein von den hiesigen LionsClub-Mitgliedern. Auch der Lions-Club im französischen Rouen-Drakkar, zu dem die Hagener seit 1973 in partnerschaftlicher Verbindung stehen, hat sich an der Summe beteiligt. „Wir haben einen Fonds, in den die Mitglieder beider Clubs regelmäßig einzahlen“, erläutert Berkemeier (77), ehemals Französischlehrer am Ricarda-Huch-Gymnasium und nicht zuletzt aufgrund seiner Sprachkenntnisse Motor der deutsch-französischen Zusammenarbeit.

Im Laufe der Zeit sind auf diese Weise mehr als 95 000 Euro in gemeinsame Projekte beider Clubs investiert worden. Oft profitierten behinderte Menschen, indem Autos behindertengerecht umgerüstet, Transporter für Rollstuhlfahrer angeschafft oder eben Ferienreisen ermöglicht wurden. „Eine solche Förderung ist notwendig, da die Behinderten aus eigener Kraft eine solche Freizeit nicht finanzieren könnten“, betonte Dieckmann noch einmal. „So aber werden ihnen Erholung und ein gemeinsames Erleben in anderer Umgebung möglich, was für uns Nichtbehinderte selbstverständlich ist.“

Barrierefrei

Freizeiten mit Behinderten zu organisieren sei nicht immer einfach, stellte Annette Gerbersmann vom Sozialen Dienst der Werkstatt fest. Es gelte nicht nur, barrierefreie Ferienziele zu finden: „Sie müssen auch neuen Anforderungen gerecht werden, etwa der Tatsache, dass die Rollstühle immer größer werden.“

Im nächsten Jahr plant der Lions Club eine Visite behinderter Hagener in Rouen sowie einen entsprechenden Gegenbesuch - eine Idee, von der sich Werkstattleiter Meinhard Wirth angetan zeigte: „Der UN-Konvention würde es entsprechen, wenn sie im Rathaus empfangen würden. Dort müssen ja nicht immer nur Gäste aus Smolensk begrüßt werden.“