Berchum.

Immerhin eins ist konstant geblieben: Jugendliche haben weiterhin ein Jahr Pause zwischen Schule und Studium oder Schule und Ausbildung. Das hilft, Klarheit zu bekommen, wie es weitergehen kann im Leben. Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) für 17-bis 26-Jährige oder der neu geschaffene Bundesfreiwilligendienst – für die älteren ,Pausierenden’ ab 26 – verschafft Luft.

Das große Rennen auf diese Angebote ist noch nicht ganz in Gang gekommen. So war es erwartet worden. Vor allem, nachdem der Zivildienst abgeschafft wurde. Wohlfahrtseinrichtungen, Verbände und Organisationen hatten auf mehr FSJler gehofft. Denn: Ohne Zivis drohte manches liegenzubleiben. „Liegen bleibt nichts“, sagt Claudia Burg-Ahrendt, Bildungsreferentin bei der Evangelischen Jugendbildungsstätte (eSw) in Berchum.

Fünf Zivis hatten sie, fünf FSJler wollen sie. „Wir haben noch zwei offene Stellen“, wirbt Burg-Ahrendt, die offen sagt: „Für uns ist das Freiwillige Soziale Jahr relatives Neuland.“ Zivis, die bei der eSw waren, haben nie pädagogisch gearbeitet. FSJler sollen es ausdrücklich. „Dadurch mussten wir intern Arbeitsabläufe umstellen und Tätigkeiten verschieben.“ Müll raustragen muss jetzt jede(r) mal, die Zimmer nach Abreise der Gäste kontrollieren oder den Essen-auf-Rädern-Service übernehmen.

„FSJler sollen bei uns ein breites Spektrum kennenlernen“, fasst Burg-Ahrendt zusammen. Tagungen mitleiten, in der Verwaltung arbeiten... All’ das hat Lara Winnesberg mitgemacht. Der Abschiedskuchen steht noch auf dem Tisch, die 20-Jährige hat ihren letzten Tag in Berchum. Über die Diakonie ist sie gekommen und hat die letzten Monate ihres FSJ bei der eSw verbracht. Das Haus kannte sie, hat als Jugendliche bereits an Wochenendworkshops teilgenommen. Jetzt hat sie welche geleitet, dazu Freizeiten begleitet, in den Zimmer-Service reingeschnuppert. „Ich als chaotischer Mensch habe mich hier strukturieren gelernt“, sagt sie rückblickend. Nicht nur das, in dem Jahr ist sie sich klar geworden, dass sie nun Sonderpädagogik studieren will. Das Ziel, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, hat sich verfestigt.

Max Scheding (20), der seit August dabei ist, und Lukas Wulfert – mit 17 Jahren das Küken im Team -- geht es ähnlich: Sie brauchen eine Orientierungsphase. Beide sind frisch in Berchum, aber wissen schon: „Man lernt hier, im Team zu arbeiten, muss flexibel sein.“ In jedem Fall, hat Claudia Burg-Ahrendt registriert: „Die jungen Leute gewinnen enorm an Selbstsicherheit.“

Offene Stellen hat auch die Biologische Station noch. Hier gibt es waschechte Bundesfreiwillige, sogenannte Bufdis. „Bei uns haben die Bufdis 1:1 die Aufgaben der Zivis übernommen“, stellt Ralf Blauscheck, Leiter der Bio-Station, fest. Im Mittelpunkt stehen Naturschutz und -pflege. Darunter fällt auch der Tierschutz. „Den konnten Zivis nicht übernehmen“, ergänzt Blauscheck. Bufdis schon. Drei Stellen sind inzwischen besetzt bei der Biologischen Station, die am Haus Busch in Helfe untergebracht ist. Zwei Stellen sind nun noch bewilligt fürs Winterhalbjahr – und sind kurzfristig zu besetzen.