Hagen. . Was ist Islam? Diese Frage beschäftigt 15 Jugendliche an der Hauptschule Remberg um. Die fünf Mädchen und zehn Jungen aus den Jahrgängen 9 und 10 haben mehr oder weniger klare Vorstellungen. „Islam ist meine Religion und Islam steht für Frieden und Sicherheit.“ So definierte es eine Schülerin. „Richtig! Übersetzt heißt Islam Frieden“, erklärt Tezcan Özgül. „Och, das habe ich gar nicht gewusst“, erwiderte die Schülerin.

Genau darum geht es Tezcan Özgül. Er ist Lehrer am Remberg und unterrichtet Islamkunde – in deutscher Sprache. Der Wissensdrang sei bei den Jugendlichen durchaus vorhanden. Allerdings scheitere es oftmals am religiösen Zugang. „Bei vielen fehlt vieles an Wissen“, so Özgül. „Ein Problem ist es, dass viele Jugendliche glauben, Al Kaida oder Osama Bin Laden stehen für den Islam. Wer einen Menschen tötet, verhält sich so, als töte er die ganze Menschheit. Wenn ich das aus dem Koran zitiere, erst dann macht es klack.“

Tezcan Özgül hat sich ein Jahr lang fortgebildet, um Islamkunde unterrichten zu können. Ein Mal wöchentlich traf er sich mit 21 Kollegen, ein weiterer davon von einer Hagener Schule, in Hamm. Zwei spezialisierte Ausbilder übernahmen dort den Unterricht. Landesweit nahmen an drei Standorten rund 80 Lehrer an dieser Fortbildung teil.

„Wir müssen uns als Schule der Realität stellen“, sagt Schulleiter Christian Pfefferer. Islamkunde sei sowohl im Sinne der Gleichstellung als auch im Sinne der gesellschaftlichen Eingliederung.

Identifikation mit Schule wird gesteigert

„Nur wenn ich weiß, wer ich bin, kann ich mich artikulieren und somit in das gesellschaftliche Leben einbringen“, so Pfefferer, der zudem festgestellt hat, dass der Islamunterricht auch die Identifikation der Jugendlichen mit ihrer Schule fördert. „Wir sind zudem die einzige Schule in Hagen, die Islamkunde ab der fünften Klasse anbietet“, sagt Pfefferer, der darin durchaus auch einen Standortvorteil sieht.

Probleme gibt es lediglich in der Stufe sechs, in der Islamkunde und türkischer Muttersprachenunterricht im halbjährlichen Wechsel unterrichtet werden. Ansonsten wird Islamkunde parallel zu den anderen Religionskursen unterrichtet. Entsprechende Lehrpläne existieren zwar, können aber bisher nur bedingt umgesetzt werden. Denn Material gibt es nur für die unteren Klassen. „Für die Älteren ist ein großer Komplex islamische Geschichte vorgesehen. Ich werde sehen, wie viel ich davon umsetzen kann“, räumt Özgül ein. Denn sein Unterricht startete erst mit dem aktuellen Schuljahr. Da stehen die Grundlagen im Vordergrund.

„Ihr tut alles für den Islam freiwillig“

Zu den Grundlagen gehört natürlich auch das Vokabular. „Wie heißen die Anhänger des Islams?“, stellte Özgül seinen Schülern eine kleine verbale Falle. „Islamisten“, schoss es aus einer Schülerin heraus. Gerade nicht, doch Özgül klärte den Sachverhalt schleunigst auf: „Natürlich nicht und auch nicht Mohammedaner. Wir nennen uns Moslems oder Muslims, ihr Mädchen seid Muslima.“ Neben solcher Grundlagen geht es Özgül um die Vermittlung der Werte des Islam. Und: „Ihr tut alles für den Islam freiwillig. Das ist ganz wichtig, nicht für Mama oder Papa und auch für keinen anderen – nur für euch und vor allem freiwillig.“