Wehringhausen..

„Guck mal, die läuft über so ein Seil! Die ist bestimmt vom Zirkus!“ Genau diesen Satz hörte ich vor einer Woche, als ich das erste Mal auf meiner Slackline stand. Von einer Slackline spricht man, wenn ein Faserband speziell zum Balancieren gespannt wird. Das Wort lässt sich mit „lockeres Band“ übersetzen.

Dieser etwas außergewöhnliche Sport ist in NRW und ganz Deutschland mehr und mehr im Kommen, obwohl es ihn in der heutigen Form schon seit mindestens fünf Jahren gibt. Beim Slacklinen geht es darum, auf einem etwa Fünf-Zentimeter breiten Faserband zu laufen und dabei verschiedene Tricks auszuführen. Das Band spannt man dabei mit Hilfe einer Ratsche zwischen zwei Fixpunkte, am besten eigenen sich dazu zwei Bäume.

Ich als Anfänger stand erst sechs Mal auf der Line. Normalerweise braucht man ca. acht Stunden, um ohne Hilfe über ein fünf Meter langes Band laufen zu können. Da ich Einrad fahre und mein Gleichgewichtssinn ausgeprägt ist, gelang es mir schneller, schon nach zirka zwei Stunden, das andere Ende der Slackline zu erreichen. Trotzdem ist das erste große Zittern auch bei mir da gewesen.

Denn zuerst geht es natürlich darum, einen kurzen Moment auf der Slackline stehen zu bleiben und ein paar Schritte zu laufen. Wenn man das geschafft hat, lässt einen dieser Erfolg nicht mehr los und man möchte mehr erreichen – zum Beispiel das andere Ende des Bandes.

„Wow, das macht ja richtig Spaß!“, sagte auch meine elfjährige Schwester Nathalie (sie fährt ebenfalls Einrad), als sie es auch einmal ausprobieren wollte. Zusammen übten wir mehrere Stunden und wir schafften es immer öfter, unser Gleichgewicht zu halten.

Eine große Schwierigkeit am Anfang ist es, das Band nicht zu sehr zum Schwingen zu bringen. Wenn beide Füße auf der Line stehen, hat man guten Halt. Doch geht es darum, den einen Fuß vor den anderen zu setzen, gerät die Slackline oft in Schwingung, was den Anfänger oft auf dem Boden landen lässt. Für genügend Sturzraum sollte also gesorgt sein. Außerdem muss man unbedingt darauf achten, dass keine Steine, Scherben oder andere gefährliche Dinge neben der Slackline liegen. Zwei Meter Sturzraum an beiden Seiten ist unbedingt ein Muss! Denn gerade Anfänger schaffen es nicht immer, auf ihren Füßen zu landen, denn der Sturz kommt manchmal unerwartet und schnell.

Sind die ersten Schritte geschafft, ist man es schnell leid, am Ende der Slackline abzusteigen und sich am Boden umzudrehen, wieder aufzusteigen und in die andere Richtung zurück zu balancieren. Man versucht, sich direkt auf der Line umzudrehen. Wenn man den richtigen Trick aber nicht kennt, kann das ziemlich schwierig sein. Ein Fuß sollte immer gerade auf der Slackline stehen bleiben. Somit verhindert man, das Band ungewollt in Schwingung zu versetzen.

Hat man das Gefühl, sich sicher auf der Line bewegen zu können, kann man erste Tricks versuchen. Dazu zählen das Sitzen auf der Line oder das Aufsteigen aus dem Sitzen. Wer etwas mutig ist, kann auch versuchen, mit ein bisschen Anlauf auf die Slackline zu springen.

Ich mit meinen zirka zehn Übungsstunden schaffe es schon, eine Slackline von etwa sechs Metern entlangzulaufen, mich umzudrehen und auf die Line zu springen, ohne direkt wieder unten zu liegen.

Wenn einem das Laufen irgendwann zu langweilig wird, kann man sich auch an Highlinen oder Longlinen wagen. Von einer Highline spricht man, wenn man seine Line in den Bergen oder über die Dächer der Stadt spannt und dann über die Highline spaziert. Beim Longlinen geht es darum, eine möglichst lange Strecke zu überqueren, ohne von der Line zu fallen. Zudem gibt es Waterlines, bei denen man über Wasser läuft; Jumplines, die extra für Sprünge und Salti ausgerichtet sind und Rodeolines, bei denen man fast auf der Erde läuft, da sie unter dem Gewicht des Slackliners nachgeben. Als Anfänger sollte man sich im Internet ein Set mit Anleitung und entsprechendem Zubehör bestellen. Diese sind speziell für Anfänger geeignet, denn oft ist die Slackline bei einem solchen Set breiter und reißfester. Slacklinen fördert den Gleichgewichtsinn und man ist fast ein bisschen stolz, wenn man etwas kann, was anderen nicht so leicht fällt. Also: Ausprobieren lohnt sich!