Hagen. .

Die Unternehmerin Angelika Schulte (60), Chefin der Hagener Firma KB Schmiedetechnik, plant die Gründung eines Betriebskindergartens für ihr Unternehmen und benachbarte mittelständische Fimen. So sollen auch junge Fachkräfte an die Unternehmen gebunden werden.

„Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt mir am Herzen“, sagt die 60-jährige Fabrikantin. „Es ist doch sinnvoll, dass Kinder dort betreut werden, wo ihre Eltern arbeiten.“ Der Betriebskindergarten ist als Tagesstätte geplant und soll von 7 bis 19 Uhr geöffnet sein, um den unterschiedlichen Arbeitszeiten und Schichtdiensten der Mitarbeiter Rechnung zu tragen.

Da ein Betriebskindergarten für die Firma KB allein viel zu groß wäre, können alle benachbarten Firmen des von mittelständischen Unternehmen geprägten Industriegebietes Plätze für die Kinder ihrer Eltern buchen. Die KB Schmiedetechnik selbst, die insbesondere Spezialteile und Sonderanfertigungen für Raffinerien, Kraftwerke, Chemieanlagen und weitere Branchen herstellt, wird lediglich als Bauherr auftreten und das Gelände für die Tagesstätte bereitstellen.

Elternbeiträge sollen sich an den gängigen Gebühren für staatliche Kindergärten orientieren

Als Träger und Betreiber der Einrichtung wurde die Arbeiterwohlfahrt ins Haus geholt. „Wir wollen im August 2012 mit zehn Plätzen für unter dreijährige Kinder beginnen und die Tagesstätte dann auf 30 Plätze erweitern“, erläutert Matthias Feldhege (52), Justiziar der Firma.

Die Elternbeiträge sollen sich an den gängigen Gebühren für staatliche Kindergärten orientieren. Der Kindergarten wird integrativ geführt und soll auch behinderten Kindern Platz bieten. Damit nicht genug: In einem zweiten Gebäudeteil möchte die Unternehmerin ein Therapiezentrum für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie entstehen lassen, um Kinder bei Bedarf mit medizinischen Maßnahmen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. „Viele Kinder haben Förderbedarf“, so Angelika Schulte.

Mit der Einrichtung sollen auch Fachkräfte ans Unternehmen gebunden werden

Das langfristige Wohl ihres Unternehmens hat sie bei ihrem Projekt natürlich auch im Auge: „Um Fachkräfte zu binden, muss man etwas tun. Meine jungen Ingenieure sind auch bei anderen Betrieben begehrt.“ Die Therapiepraxen sollen aber nicht nur den Kindern der Tagesstätte, sondern der gesamten Öffentlichkeit zugänglich sein und insbesondere der Gesundheitsvorsorge der in den Fabriken beschäftigten Mitarbeiter dienen.

Zwar befindet sich das Projekt noch in der Planungsphase, doch haben bereits zahlreiche Gespräche auf politischer Ebene stattgefunden. Hagens Oberbürgermeister Dehm unterstützt das Konzept, doch sind auch die Zustimmung des städtischen und des Landesjugendamtes erforderlich. Zudem muss noch über öffentliche Fördermittel diskutiert werden. Dem anhaltenden politischen Streit über das „richtige“ Kindergartenkonzept kann Angelika Schulte nicht viel abgewinnen: „Was mich aufregt, sind die Worthülsen vieler Politiker. Einen pragmatischen Ansatz habe ich noch nicht entdeckt.“ Vielleicht ist ihr Vorhaben eine zukunftsträchtige Alternative.