Dahl. .

Die Dortmunderin Eva Müller arbeitet in Hemer. Obwohl sie somit den ganzen Tag außer Haus ist, besitzt die junge Frau einen Hund – und was für einen: Anton, seines Zeichens Deutsche Dogge, macht in Sachen Größe und Gewicht beinahe einem Pony Konkurrenz. Trotz der Tätigkeit seines Frauchens kennt Anton aber keine Langeweile. Jeden Tag bringt Eva Müller den sanften Riesen zur Huta des Dahler Ehepaars Bracht, wo Anton die Zeit mit seinen vierbeinigen Kumpels verbringt.

Der Begriff „Kita“ gehört längst zum allgemeinen Sprachgebrauch, die „Huta“ indes besitzt einen deutlich geringeren Bekanntheitsgrad. Und dabei gleichen sich beide Institutionen: Morgens wird der Schützling dort abgegeben, nachmittags nach der Arbeit wieder abgeholt. Einen feinen Unterschied gibt es aber doch: In der Kita werden Kinder betreut, die Hundetagesstätte (Huta) widmet sich – nomen est omen – dem besten Freund des Menschen.

Solveig und Gerald Bracht sind beide mit Vierbeinern groß geworden. Eines Tages sahen sie sich dann einem Problem konfrontiert, das jeder Hundebesitzer kennt: Für den Zeitraum ihrer geplanten Abwesenheit fanden sie niemanden, der sich um ihre Lieblinge kümmern konnte. Doch anstatt über diese Schwierigkeiten zu klagen, machte sich das Ehepaar Gedanken über die Lösung des Problems. Die Idee zur eigenen Hundetagesstätte war geboren.

„2005 haben wir dann das Anwesen in Dahl gekauft“, erinnert sich Gerald Bracht, „in dem wir seit 2008 Tagesstätte sowie Pension anbieten.“ Bis zu zwölf Hunde nehmen die Dahler auf, „damit wir uns um alle auch individuell kümmern können.“ Und viele der tierischen Gäste sind echte Stammkunden, die seit frühester Jugend die Wochentage in Dahl verbringen. „Die haben wir quasi mit groß gezogen“, sagt Bracht lächelnd.

Gutes Sozialverhalten

Manager, Ärzte oder ganz normale Angestellte – ihnen allen ist ihr Hund die zehn Euro plus Heizkosten im Winter wert, die sie täglich für die Huta bezahlen müssen. Sonderpreise sind möglich, wenn der Vierbeiner täglich kommt und über ein entsprechendes Sozialverhalten verfügt. Und über ein mangelhaftes Benehmen ihrer Kundschaft können sich die Brachts wahrlich nicht beklagen. Bulldogge Paul, Labrador Duffy, Münsterländer Drago oder Dogge Anton verstehen sich schlichtweg prächtig. Zwei- bis dreimal pro Tag tollt die muntere Truppe auf dem Freigelände mit Bachlauf herum, die nötigen Ruhephasen verbring jeder im eigenen, 16 Quadratmeter großen Haus mit zwei Zimmern und Terrasse. Stößt ein Neuling zur Gruppe, der sich anfangs noch nicht mit den Artgenossen versteht, greift Gerald Bracht zur Leine und geht mit dem Debütanten Gassi.

Dass aufgrund des täglichen Kontaktes eine engere Beziehung zu ihm als zu den Besitzern entstehen könnte, glaubt Gerald Bracht nicht: „Das ist hier wirklich wie ein Kindergarten für die Tiere. Sie freuen sich, morgens zu kommen, wissen aber genau, dass sie abends wieder abgeholt werden.“ Und Solveig Bracht fügt schmunzelnd hinzu: „Auf die Couch gehen sie dann ja mit Frauchen oder Herrchen.“

Schwierigkeiten mit den Tieren oder den Nachbarn hatten die Dahler übrigens noch nicht. Gerald Bracht weiß auch, warum: „Hunde, die ausgelastet sind, machen kein Theater.“