Altenhagen. .

Susanne Klein ist glücklich. Sie hat einen neuen Rollstuhl erhalten. Und das ist nach allem, was sie durchmachen musste, ein Ereignis. „Ich freue mich so sehr“, sagt die 49-jährige Mutter aus Altenhagen. „Endlich kann ich auch mal wieder alleine das Haus verlassen.“ Hermann-Josef Lemke-Bochem von der AOK überreichte ihr das 3350 Euro teure Gefährt.

Die Geschichte von Susanne Klein ist die Geschichte von Schicksalsschlägen. Denn als solchen muss man das schäbige Verbrechen bezeichnen, dessen Opfer die gehbehinderte Frau Anfang Juni wurde. Unbekannte Täter stahlen in einem unbeobachteten Moment den elektrischen Rollstuhl, den Susanne Klein mittels einer Diebstahlsicherung immer vor ihrer Haustür in der Dreieckstraße abgestellt hatte. „Das Gerät war mir ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ich habe es ja quasi zu allen meinen Unternehmungen gebraucht.“ Drei Monate lang war sie seitdem in ihrer Wohnung gefangen, denn mit ihrem zweiten Stuhl, der von Hand beschleunigt bzw. gebremst wird, konnte sie die steilen Altenhagener Straßen nicht bewältigen.

Vor 17 Jahren ereilte Susanne Klein das erste Unglück, sie erlitt einen Schlaganfall. Seitdem kann sie nur mühsam gehen, hat Sprachschwierigkeiten und Lähmungserscheinungen. Doch sie kämpfte sich in den Alltag zurück, schließlich hatte sie drei Kinder zu versorgen. Erleichterung verschaffte ihr der elektrische Rollstuhl, der es ihr ermöglichte, selbst zum Einkaufen zu fahren oder kleinere Besorgungen zu machen.

Nicht zuständig

Umso größer war das Entsetzen nach dem Diebstahl, als Susanne Klein erfuhr, dass sie nicht krankenversichert sei und keinen Anspruch auf ein Ersatzgefährt habe. Mehrere Krankenkassen behaupteten, sie seien nicht zuständig für die behinderte Frau. Eigentlich eine Unmöglichkeit, denn laut Sozialgesetzbuch hat seit 2007 jeder Bürger, der in das System zurückkehren möchte, Anspruch auf eine gesetzliche Krankenversicherung.

Schließlich schickte die AOK einen Mitarbeiter ins Archiv. Und siehe da: Der Mann fand tatsächlich heraus, dass Susanne Klein früher einmal Mitglied der AOK war: „Alle Beitragszeiten waren zwar nicht mehr ermittelbar, aber wir wollten Frau Klein helfen und haben sie deshalb wieder bei uns versichert“, so Lemke-Bochem. Susanne Klein musste 652,80 Euro nachzahlen und zukünftig pro Monat 10,96 Euro zur Kranken- und 1,43 Euro zur Pflegeversicherung beitragen. Das macht 12,39 Euro und ist angesichts einer Rente von 851,67 Euro machbar für die kranke Frau.

Mann will Garage bauen

Vor dem Haus will sie den neuen Rollstuhl aber nicht mehr abstellen - zu groß ist die Sorge, dass er wie sein Vorgänger gestohlen werden könnte. Andererseits kann sie das schwere Gefährt unmöglich aus der Wohnung und die Treppen hinunter auf den Bürgersteig tragen. Ihr Mann Michael Klein hat sich deshalb schon bei der Stadt erkundigt, ob er eine kleine Garage für den Rollstuhl bauen darf. . .