Hengstey.

Die Frage aller Fragen lautete: Wer war Top-Act des Abends und wer kam beim Publikum besser an - Sunrise Avenue oder Juli? Die Antwort? Leicht: reine Geschmacksache.

Erfreulich früh füllte sich am Samstag der Festivalrasen. Schön für die Vorbands Kendis und Zero, die auf der Profi-Bühne auftreten durften.

6000 Besucher am Samstag

Nachdem 6000 Seegeflüster-Besucher das Schlangestehen am Freibadeingang, an der Wertmarkenausgabe, an den Gastroständen und Bierzelten hinter sich gebracht hatten, standen sie auf der teilweise mit Stroh abgestreuten Matschwiese parat für die smarten Finnen: Sunrise Avenue um den durchtrainierten Sänger Samu Haber präsentierte sich als Top-Band ohne Starallüren. Härtere Rocksongs wechselten sich mit ruhigen Rockballaden ab, ältere Lieder mit Stücken vom aktuellen Album „Out of Style“, und um Punkt 20.25 Uhr feierten nicht nur die vier Musiker bei ihrem Top-Hit „Hollywood Hills“ auf der Bühne richtig ab, sondern auch die Hälfte des (textsicheren) Publikums.

In der Pause konnte HVG-Geschäftsführer Christoph Köther aufatmen: Auf den Besucheransturm, der das ­Shuttlebus-Netz zu sprengen drohte, hatte man schnell reagiert und den Bereitschaftsdienst rekrutiert. „Ab 17.30 Uhr waren die Busse total überfüllt und konnten an den Haltestellen keine Gäste mehr aufnehmen. Daraufhin haben wir vier Zusatzbusse organisiert. Und für den Rückweg ab 23 Uhr setzen wir sechs Extra-Busse ein“, so Köther. Auch die Zufahrtstraße zum Freibad, die nur von Besuchern mit Passierschein genutzt werden durfte, musste zeitweise aufgrund der Schlange vor dem Parkplatz gesperrt werden. „Mit solch einem Ansturm um 19 Uhr hatten wir nicht gerechnet. Doch trotz der Unannehmlichkeiten hat sich niemand beschwert“, so der HVG-Chef erleichtert. „Wir haben ab 18 Uhr auch die Sicherheitskräfte an den Eingängen aufgestockt, um einen schnelleren Einlass zu ermöglichen“, ergänzte Hagenbad-Sprecher Dirk Thorbow.

Ohne Wartezeit geht es nicht

Er war für die Organisation des Gastrodorfes zuständig: Matthias Hummer. Natürlich sei er über die langen Schlangen vor den Zelten nicht glücklich, räumte der Gastronom ein, doch wenn zu bestimmten Stoßzeiten Hunderte von Gästen zeitgleich bestellen würden, ginge es einfach nicht ohne Wartezeit. „Das Personal am Wertmarkenstand haben wir verdoppelt. Und eine Pfandrücknahmestelle mussten wir aufgrund des riesigen Plastikmüllaufkommens im letzten Jahr einrichten“, so Hummer entschuldigend. Tipp für 2012: Die Anzahl der Mülleimer auf dem Rasen sollte verdreifacht werden.

Punkt 22 Uhr: Juli-Zeit. Das rot-schwarz karierte Hemd, das Sängerin Eva Briegel schon fünf Stunden vorher beim Backstage-Interview übergeworfen hatte, trägt sie noch immer, und auch sonst kommt die Frontfrau gänzlich unprätentiös daher. Artig grüßt sie das Publikum - „Ich sag’ erst mal nett ,Guten Abend’ - und präsentiert sich wie das Mädchen von nebenan. Kein affektiertes Gehabe, keine dummen Sprüche - da hat man bei Seegeflüster schon andere Kaliber erlebt.

Geile Zeit

22.10 Uhr dann „Geile Zeit“ - das Publikum geht sofort mit, im Anschluss das melodiöse „Du lügst so schön“ - und die „Perfekte Welle“ spült natürlich auch durchs Freibad.

Nach einer Stunde geht Juli von der Bühne - drei, vier Zugaben folgen, 23.20 Uhr ist Schluss mit Live-Musik. Und Seegeflüster 2011 Geschichte.