Hagen. .

Besonders das finnische Quartett „Sunrise Avenue“ hat in Hagen offenbar eine große Fangemeinde. Schon als um 20 Uhr der Eröffnungssong „Forever Yours“ erklingt, singt das Publikum jede Zeile des Refrains mit.

Schnell wird klar: Im Vergleich zu ihren Studio-Aufnahmen schalten „Sunrise Avenue“ live nicht nur einen Rock’n’Roll-Gang hoch. „Out of tune“ macht mit stampfendem Schlagzeug Dampf, das vom sichtlich gut aufgelegten Sänger Samu Haber als „a little schmutzig“ angekündigte „Sex and Cigarettes“ wird gleich mit mehreren Soli aufgestockt - und zwar mit solchen, für die keine Gitarristen-Größe sich schämen müsste.

Wer nach dem Überhit „Hollywood Hills“ glaubt, der Stimmungszenit sei erreicht, der irrt: Mitten in den sonnigen Hammond-Orgel-Sound von „Destiny“ schiebt die Band plötzlich ein Vier-Akkord-Medley, das von „No woman, no cry“ bis zu A-Has „Take on me“ so ziemlich alles abdeckt, was man an dieser Stelle nicht erwartet hätte. Den Musikern ist anzumerken, dass sie an dieser Überraschung mindestens so viel Spaß haben wie das frenetisch johlende Publikum. Auch sonst sind weder die Beastie Boys noch Beethovens „Ode an die Freude“ vor der Spielfreude der Band sicher und werden in den eigenen Stücken versteckt.

Auftritt von Surise Avenue war ein Seegeflüster-Höhepunkt

„Das war fast schon ein Konzert für sich“, staunt Zuschauer Fritz Koop, während Bernd Fabisch ergänzt: „Culcha Candela fand ich im letzten Jahr schon super, aber dieser Auftritt war definitiv ein Seegeflüster-Höhepunkt.“

Eine hohe Messlatte für Juli - zumal die Songauswahl der Gießener von einer melancholischeren Grundstimmung durchzogen ist. Keine der zahlreichen Hitsingles fehlt, doch neben der „Perfekten Welle“ schwappt auch viel neues Material durch das Hengsteybad: Auf ihrem neuen Album „In Love“ experimentiert die Band mit Elektro-Elementen, so dass zwischen den gitarrenlastigen Klassikern viele Synthesizer und ungewohnte Rhythmen auftauchen. Mal klingt das treibend wie das bassige Synthie-Riff von „Süchtig“, doch auch die dunkleren Klangfarben von Stücken wie „Maschinen“ oder „Eisenherz“ sind keine Seltenheit.

Nachdem Eva Briegel verraten hat, dass Gitarrist Jonas auf den Spitznamen „Hagens“ hört, darf dieser sich immer wieder über persönliche Ansprache freuen: „Hallo Hagen!“, ruft dann die Band - „Hallo Hagens!“, schallt es tausendfach zurück. Die Party-Stimmung von „Sunrise Avenue“ erreichen die Deutsch-Popper damit nicht ganz, aber auch zum mitreißenden Beat von „Elektrisches Gefühl“ fällt es schwer, die Beine still zu halten. „Wir sind auch beim achten Mal wieder dabei!“, ist sich gegen Mitternacht nicht nur Diana Hohmann sicher. „Mit Kombi-Ticket!“ Bye Bye, Hengsteysee-Hills - bis zum nächsten Jahr!