Hagen. .

Die Hartnäckigkeit Hagener Ermittler ist einem mutmaßlichen Mörder zum Verhängnis geworden: Fast sechseinhalb Jahre nach dem Mord an Jennifer S. in ihrer Wohnung in Hattingen klickten am vergangenen Donnerstag in Bochum die Handschellen. Festgenommen wurde ein 38 Jahre alter arbeitsloser Mann. Die 35-jährige Angestellte des Bochumer Gesundheitsamtes war im Mai 2005 in ihrer Badewanne mit 30 Messerstichen getötet worden.

Der mutmaßliche Mörder „hat Angaben zur Tat gemacht“, berichtete der Essener Staatsanwalt Marcus Schütz gestern im Hagener Polizeipräsidium. Eine Beziehungstat liegt nahe. „Mörder und Opfer kannten sich. Es war ein heimliches Verhältnis. Niemand durfte davon erfahren, da der mutmaßliche Täter bereits mit einer anderen Frau liiert war“, so der Staatsanwalt. Auch dieser Umstand habe dazu geführt, dass die Polizei lange Zeit im Dunkeln tappte.

Hagens Kriminalhauptkommissar Herbert Fingerhut, Leiter der Mordkommission Jenny, und seine Kollegen ließen trotz mehrerer Rückschläge nichts unversucht, um den Mörder zu stellen. Mehrere DNA-Reihenuntersuchung im Umfeld des Opfers, das privat als „psychologische Lebensberaterin“ arbeitete und dadurch einen großen Bekanntenkreis hatte, blieben allerdings erfolglos. Erst Kommissar Zufall brachte die Ermittler auf die richtige Spur: Der mutmaßliche Täter hatte 2008 und 2009 zwei Einbrüche begangen. Jeweils in mittelständischen Betrieben. Darunter auch in einer Firma in Hattingen, für die er gearbeitet hatte. Dabei hinterließ er DNA, die mit den Spuren übereinstimmte, die man unter den Fingernägeln der Toten gefunden hatte.

Diverse Diebstahldelikte

Herbert Fingerhut bezeichnet den gebürtigen Essener, der wegen diverser Diebstahldelikte bereits vorbestraft ist, als Amateureinbrecher: „Er ist nicht wie ein Profi vorgegangen.“ Unter anderem hatte er in der Firma, in der er eine Zeit lang beschäftigt war, nicht nur den Lieferwagen, sondern auch noch Schlüssel und Fahrzeugpapiere gestohlen. „Das musste ein Insider sein.“ Tage später habe man den Wagen in der Nähe seiner damaligen Wohnung entdeckt. „Da lag es nahe, dass das unser Mann sein könnte.“

Fingerhut gibt zu, dass man auf den mutmaßlichen Mörder von Jennifer S. wesentlich eher hätte kommen können. „Es gab keine Zeugen, er lag immer neben dem Raster.“ Die DNA-Spuren, die bei den Einbrüchen 2008 und 2009 gesichert wurden, hatte die Polizei routinemäßig zum Landeskriminalamt geschickt. Weil die Fälle keinen Vorrang hatten, wurden die Spuren aber erst 2010 ausgewertet.

Problemlose Festnahme

Als die Beamten an der Tür des mutmaßlichen Mörders klingelten, habe er ihnen geöffnet. „Die Festnahme war problemlos,“ so Fingerhut.

Das Amtsgericht Hattingen hat gestern Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Die Eltern von Jennifer S. hätten „die Nachricht“ vom Ermittlungserfolg erleichtert aufgenommen. „Es war sehr emotional, sie waren tief bewegt“, fasst es Herbert Fingerhut zusammen.