Hagen. .
In diesem Herbst kehrt Bruno Berger-Gorski, aufgewachsen in Dahl, zurück. Und inszeniert mit Giacomo Puccinis „La Bohème“ (Premiere am Samstag, 24. September) erstmals eine Oper am Stadttheater Hagen.
Irgendwie sind die großen Schwestern schuld. Sie waren es, die einst in der Zeitung gelesen hatten, dass für das Weihnachtsmärchen „Emil und die Detektive“ Statisten gesucht wurden. Sie waren es, die den 14-jährigen Bruno einfach mitschleppten.
Seine Liebe für das Theater war geweckt.„Für mich persönlich ist das in der Jubiläumsspielzeit eine große Ehre“, sagt der international gefragte Regisseur mit deutsch-polnischen Wurzeln, der als einziger lebender Deutscher auf vier Kontinenten inszeniert hat.
Kleiner Auftritt reichts fürs Engagement
Rückblick: „Damals beim Vorsprechen für ,Emil und die Detektive’“, sagt Bruno Berger-Gorski, „haben wir Geschwister gemeinsam einen Kanon gesungen. Alleine hätte ich mich nicht getraut.“ Der kleine Auftritt reicht fürs erste Engagement. Ein Anfang ist gemacht. Und er darf in der Rolle des „Friedrich II.“ neben Jürgen Dittebrandt als Dieb sogar einen Satz sagen.
Bruno ist Statist. Einer, der anfangs so seine Probleme mit der Oper hat. „Ich habe als jugendlicher Statist den weiblichen Operngesang als unnatürlich und schrill empfunden“, erzählt der Sohn aus einer Lehrerfamilie, der mit sieben Geschwistern groß geworden ist, „erst als ich zum ersten Mal Habanera in Carmen gehört habe, hat es irgendwie Click gemacht. Das war einfach nur wunderschön.“
Hospitanz am Stadttheater
Nach dem Abitur folgt die erste Hospitanz in der Regie am Stadttheater. „Das war bei ,Die vier Grobiane’“, erzählt Bruno Berger-Gorski, „eine Oper, die kaum inszeniert wurde.“ Das, so findet der Weltenbummler, sei damals wie heute die große Stärke des Hagener Hauses: „Man greift immer wieder auch auf Stücke zurück, die anderswo kaum inszeniert werden. Das Publikum weiß das zu schätzen und kommt.“ Berger-Gorski, der zwischen seinen Engagements in Wien lebt, hat unter anderem an der Grand Opera in Miami, am Liceu in Barcelona, am Seoul Arts Center in Korea, in Trieste, in Magdeburg und bei der europäischen Erst-Aufführung von einer norwegischen Kammeroper in Luxemburg und Bonn Regie geführt. „Ich habe mich immer auch für zeitgenössische Musik eingesetzt“, sagt er.
Berger-Gorski studiert in Erlangen Theaterwissenschaften, arbeitet als Regieassistent in Karlsruhe, Paris und schließlich bis 1993 vier Jahre lang an der Staatsoper in Wien. „Da habe ich mit vielen großen Sängern zusammengearbeitet“, erzählt er. „Einige kannte ich anfangs gar nicht. Ich habe einfach alle gleich behandelt. Das hat bei der Arbeit sehr geholfen.“
„Icch mag das Hagener Theater, und ich mag die Stadt“
Wien bleibt seine Wahlheimat. „Aber ich mag das Hagener Theater, und ich mag die Stadt“, sagt Bruno Berger-Gorski. „Umso schöner ist es, dass mir Intendant Hilchenbach meinen Wunsch erfüllt hat, hier zu inszenieren.“
An einem Theater, dass er auch aufgrund seiner eigenen Geschichte für ein ganz besonderes hält. „Ohne meinen Klavierunterricht zu Hause und die Hagener Kinderopern-Aufführungen wäre mein Leben ganz anders verlaufen“, sagt Berger-Gorski, „eben ohne Musik . . .“
„Beispielhaft für andere Häuser“
Überhaupt: Das Haus, in dem er einst mit dem Schulchor des Albrecht-Dürer-Gymnasiums im Orchester-Graben gestanden hat, hat es dem Regisseur, der weltweit mehr als 90 Opern inszeniert hat, angetan. „In meinen Augen ist das Stadttheater ein Vorzeigehaus“, sagt er, „hier hat man sich schon sehr früh auf eine Sparte konzentriert. Ein Prozess, der beispielhaft ist für viele andere Häuser. Wenn ich da die Diskussionen um Streichungen und Schließung höre, kommt mir die Galle hoch.“
Das Ensemble sei toll. Die Arbeit mit vielen jungen Sänger mag Bruno Berger-Gorski. „Wir diskutieren viel, entwickeln die Rollen und Charaktere gemeinsam“, sagt er. „Die in Puerto Rico geborene Jaclyn Bermudez als Mimì und Rafael Vázquez als Rudolfo sind ein wahres Traumpaar. Ich glaube, ,La Bohème’ wird ein Knüller.“
Auf Hagen („Hier bleibt Zeit, Familie und Freunde zu treffen. Es ist toll, wie sich die Stadt entwickelt hat. So vielfältig und multikulturell“) folgt Maastricht, wo er regelmäßig Regie führt. An der Opera Zuid inszeniert Bruno Berger-Gorski Mozarts „Zauberflöte“. Dann geht es ans Teatro Verdi in Trieste („Das schlaue Füchslein“) und nach Magdeburg („Don Carlo“).