Hagen. .

Mal eben eine Fassade „betanzen“, das läuft nicht. Drei Tage lang hat sich die Compagnie Retouramont die Szenerie rund um das alte ­Kesselhaus „erarbeitet“.

„Die Choreografie wird jeweils auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmt“, erläutert Rita Viehoff, Leiterin des Kulturbüros. „Seit Montag haben die Gäste aus Frankreich Aufnahmen vom Elbers-Gelände - auch von den Dächern herunter auf den Platz - gemacht und den Film dann hier vor Ort geschnitten. Die unterschiedlichen Per­spektiven schaffen einen verfremdenden Effekt.“ Die ­Videosequenzen dienten als Untermalung der Performance „Danse des Cariatides“, mit der das Tanztheaterfestival „Tanzräume“ am Mittwochabend eröffnet wurde.

Das Besondere sind die Fenster

„Das Besondere der fast 20 Meter hohen Fassade sind die Fenster, die in der Dunkelheit wie Leitern wirken“, so Rita Vie­hoff weiter. „Die Sprossen in den Fenstern werden von den Tänzerinnen genutzt und in ihre Choreografie geschickt eingebaut.“

Seit vielen Jahren hat sich das Trio aus Paris dem „nächtlichen Tanz zwischen Himmel und Erde“ verschrieben. Als Einzelkämpfer an der Wand, im Doppelpack kopfüber verschlungen oder als Solistin am Seil über dem Publikum schwebend - die ungewöhnliche Performance faszinierte die Zuschauer, die dem herbstlichen Wetter getrotzt und sich auf der Wiese versammelt hatten.

Skulpturen und Schattenwesen

Unterlegt mit sanften Piano-Klängen oder dumpfen Bässen - die Artisten zeichneten mal poetische, mal furchteinflößende Bilder auf die raue Fassade. Skulpturen, Schattenwesen, dazu diffuses Licht - die Atmosphäre hatte einen mystischen Touch. Dass die Performance mit 35 Minuten äußerst kurz ausfiel, lag schlichtweg daran, dass der „schwebende Tanz“ einfach enorm kräftezehrend war.