Wer nichts zu verbergen hat, der muss sich auch nicht vor Videoüberwachungen fürchten. Diese, zugegeben etwas platte, Sichtweise mag für Tankstellen, Drogerien und Unterführungen gelten. Am Arbeitsplatz und vor allem in einer Parteizentrale wird die Sache schon diffiziler. Vor allem dann, wenn nicht alle Mitarbeiter und Büronutzer klipp und klar darüber informiert wurden, dass ihre Bewegungen innerhalb der Flure nun aufgezeichnet werden.

Das ist die rechtliche und moralische Seite. Bei der SPD, die ja bekanntlich in zwei unversöhnliche Lager gespalten ist, bekommt der Blick durch die Kamera aber noch einen unappetitlicheren Aspekt. So werfen die Kritiker den Befürwortern der Videoüberwachung vor, sich auf diese Weise einen Überblick über ihre Arbeitsweise, ihre Kontaktpersonen und damit über ihre politische Vorgehensweise verschaffen zu wollen. Was der Flurfunk nicht mehr schafft, soll das Flurfernsehen nun in Farbe rüberbringen? Klar, dass die Befürworter mit Verfolgungswahn kontern. Wie auch immer: Vor Einbrechern und politischen Misserfolgen schützen diese Kameras die SPD jedenfalls nicht.

Andreas Reitmajer