Hagen.

Die Zahl der Arbeitslosen hat in Hagen die 10 000er-Marke wieder überschritten. Die Entwicklung in Hagen und im EN-Kreis sei aber ungebrochen positiv, so die Agentur für Arbeit Hagen. Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen warnt unterdessen vor Risiken für die Konjunktur.

Ende August waren stadtweit 212 Menschen mehr ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als im Vormonat. Der komplette Monat August fällt in diesem Jahr in die Hauptferienzeit. Dies hat sich erwartungsgemäß dämpfend auf den heimischen Arbeitsmarkt ausgewirkt.

Insgesamt sind aktuell 10 060 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Punkte auf 10,6 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote bei 11,4 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten ist insbesondere die Zahl der arbeitslosen Männer zurückgegangen. Sie sank um fast ein Viertel (24,8 Prozent). Die Zahl der erwerbslosen Frauen ging im selben Zeitraum nur um 8,7 Prozent zurück. Die konjunkturelle Entwicklung hat also gerade in männergeprägten Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe für Beschäftigungszuwächse gesorgt.

In Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis stieg die Zahl der Arbeitslosen um 480 auf fast 22 600. Die Arbeitslosenquote kletterte damit um 0,2 Punkte auf 8,5 Prozent (Vorjahr 9,4). Trotz der aktuellen Zunahme ist dies der niedrigste August-Stand seit 1992.

Die Euro- oder Schuldenkrise sei bisher auf dem Arbeitsmarkt nicht zu spüren, da die Auftragsbücher der heimischen Wirtschaft noch gut gefüllt seien, resümiert die Hagener Arbeitsagentur.

Stimmung kann kippen

Die SIHK schätzt die Lage indes etwas kritischer ein. Die wirtschaftliche Basis sei in der Region zwar solide, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Kurt Buchwald, auf Nachfrage dieser Zeitung. Risiken seien aber unverkennbar. „Entscheidend ist schlicht die Frage, wann und ob die Politik die Euro- und Schuldenkrise in den Griff bekommt. Das wirkt derzeit wie eine psychologische Bremse.“ Die Unternehmen agierten daher extrem vorsichtig. Die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise seien noch fest in den Köpfen der Unternehmerschaft verankert. Die Realwirtschaft befinde sich derzeit „in einer Art Schockstarre“, sagte Buchwald. Aktuell sei die Lage in den dominanten Branchen der Region – der Metallverarbeitung und den Automobilzulieferern – zwar recht gut. „Die Unternehmen vor Ort spüren aber deutlich eine Unsicherheit“, so Buchwald. Das wirke sich bei den Investitionen aktuell aus. Den Arbeitsmarkt habe diese Unsicherheit zwar noch nicht ereilt. „Die Stimmung kann kippen“, fürchtet Buchwald.

Erfahrungsgemäß wirken sich Konjunkturschwankungen auf dem Arbeitsmarkt mit Verzögerung aus. Die aktuelle moderate Zunahme der Arbeitslosigkeit, so die Hagener Arbeitsagentur, sei daher allein dem zweiten Ferienmonat zuzuschreiben. Die Arbeitslosigkeit hat sich, wie bereits im Juli, überwiegend bei jüngeren Arbeitslosen unter 25 Jahren erhöht. Die Zahl der als arbeitslos gemeldeten unter 25-Jährigen erhöhte sich um 171 auf 1163.

Die Hagener Agentur für Arbeit sieht allerdings gute Chancen für junge und ausgebildete Menschen. Insgesamt 1264 Stellenangebote wurden im August im Gesamtbezirk gemeldet. Das sind 83 mehr als im Juli und 194 oder 18 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. „Die jungen Leute, die von ihren Ausbildungsbetrieben nicht übernommen wurden, treffen auf einen Arbeitsmarkt mit nach wie vor großer Kräftenachfrage“, meint Thomas Helm, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. Dem pflichtet Kurt Buchwald bei: „Der Fachkräftemangel ist keine Pseudodiskussion.“