Hagen-Mitte. „,Super jeile Zick’ zweimal spielen? Niemals. Wir sind doch keine Tanzkapelle, ­sondern eine Rockband“, ereifert sich Stefan Brings ­lächelnd ­hinter der Bühne.

Wir treffen die Brings-Brüder vor ihrem Auftritt beim Springefest in einem Zelt, das als Künstlergarderobe dient. Bassist Stefan Brings (Foto oben rechts) wirkt entspannt, hat alle Zeit der Welt. „Wo die anderen sind? Vielleicht im Tourbus - sich umziehen.“ Der Noch-45-Jährige („Ich werd’ am Donnerstag 46“) überlegt: „Wir waren schon mal in Hagen, sind in einem Club oder bei einem Festival aufgetreten, aber das ist 15, 16 Jahre her.“ Ihre Auftritte können „Brings“ kaum noch zählen. „In der Karnevalszeit an die 140, manchmal acht an einem Abend, und in den übrigen Monaten meist zwei pro Wochenende. Doch wir fahren langsam etwas runter, wir sind schließlich alle nicht mehr so jung, haben alle Kinder.“

Nun ja, wenn man Stefan Brings so anschaut - lange ­Lockenmähne, durchtrainierter Körper, Freak-Outfit - wie ein Vorruheständler wirkt er allerdings nicht . . .

17- und 70-Jährige im Festzelt

Köln und Karneval? „Früher war mir Karneval egal. Erst seitdem wir beruflich damit zu tun haben, weiß ich, wie schön die Tradition ist. Wenn im Zelt 17- und 70-Jährige zusammen total abjagen . . .“

Braun gebrannt und gut erholt („Ich war mit meiner Familie auf Menorca und Formentera“) betont Peter Brings (Foto oben Mitte) dass er der Sänger, nicht aber der Chef der Kult-Band sei. „Stefan und ich schreiben zwar die Texte, doch wir alle fünf sind ein Team - und das seit 20 Jahren.“

Mit Bläck Fööss eng befreundet

Apropos 20 Jahre: Zum Jubiläumskonzert vor sechs Wochen strömten über 40 000 Besucher ins Müngersdorfer Stadion. „Das war in Köln ein Volksfest - von 17 bis 23 Uhr“, strahlt Stefan Brings. Die Tickets hätten zwischen 5 und 120 Euro gekostet, „damit jeder, der kommen wollte, es sich auch leisten konnte“. Die Geschäftspolitik der Bläck ­Fööss sei Brings Vorbild. „Die haben früher - obwohl sie total bekannt waren - nur fünf Mark Eintritt genommen - eine echte Volksband“, lobt der Brings-Bassist. Und Bruder Peter ergänzt: „Wir sind mit den Bläck Fööss eng befreundet. Und unser Keyboarder Kai ist der Sohn vom ehemaligen Bläck-Fööss-Sänger Tommy Engel.“

Mit der Kölner Kultband BAP verbindet Brings hingegen weniger. Stefan Brings: „BAP ist doch eine Müsliband, die früher auf Oberstufenpartys gespielt hat. Ich bin Hauptschüler - und Rockmusiker.“ Er würde seine Kölner Herkunft auch nicht so vor sich hertragen wie BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, „was soll das, jeder wird doch irgendwo geboren“.

Sauerland, Ruhrgebiet, Ostwestfalen - es sei relativ egal, wo man auftrete: „Wenn wir die Leute haben wollen, müssen wir abgehen. Ob die Stimmung gut ist, liegt an uns und nicht an den Leuten“, so Stefan Brings.

Selbst geschriebene Stücke

Ihre Stücke seien selbst geschrieben, betont Bruder Peter. „Allerdings haben wir zwei wunderschöne ­alte Stücke, die wir rockig aufgefrischt haben.“ Damit meint der Sänger das Zarah-Leander-Lied „Nur nicht aus Liebe weinen“ (1939) und „Man müsste noch mal 20 sein“, 1953 von Willy Schneider gesungen. „Aber die Texte ­ von damals packen wir nicht an - aus ­Respekt“, versichert Bruder ­Stefan.