Wehringhausen. Henry van de Velde - da werden Assoziationen zum Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus und dem Hohenhof wach. Doch nicht nur das idyllische Jugendstil-Kleinod am Stirnband wurde von dem belgischen Architekten und Designer geplant.

Sondern auch (neben etlichen anderen Gebäuden in Hagen) eine Bruchsteinvilla am Goldberg.

Regina Albrecht-Imöhl und Gatte Bernd Imöhl vor der alten Villa. „Als Feriengäste haben wir Besucher aus der ganzen Welt. Wir mussten unser Englisch auffrischen”, erzählen die beiden. Foto: Kleinrensing
Regina Albrecht-Imöhl und Gatte Bernd Imöhl vor der alten Villa. „Als Feriengäste haben wir Besucher aus der ganzen Welt. Wir mussten unser Englisch auffrischen”, erzählen die beiden. Foto: Kleinrensing © WP Michael Kleinrensing

Seit zwei Jahren wird die unter Denkmalschutz stehende Henry-van-de-Velde-Villa von Regina Albrecht-Imöhl, die nur einen Steinwurf entfernt eine Gärtnerei betreibt, als Ferienhaus vermietet. Was den Namen „Gärtnerhaus” erklärt. Aber der Reihe nach . . .

Erbaut wurde das stattliche Bruchsteinhaus um 1915. Van de Velde - einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne - hatte das Gebäude als eines von ursprünglich zwei „Torhäusern” an der Zufahrt zur Villa des Fabrikanten Rudolf Springmann entworfen. Der Bau des zweiten Hauses konnte von ihm jedoch nicht mehr ausgeführt werden, da sich van de Velde unter starkem politischen Druck sah und 1917 Deutschland verließ.

„Doch das zweite Haus wurde 1954 nach den Plänen von van de Velde nachgebaut und wird seitdem als Privathaus genutzt”, weiß Regina Albrecht-Imöhl. Die patente Gärtnerin, Floristin und Ferienhaus-Vermieterin („Bislang hatten wir nur nette, interessante Gäste aus der ganzen Welt”) erzählt von ihrem Großvater, Fritz Albrecht, der 1935 das Bruchsteinhaus vom Industriellen Springmann gekauft habe. „Wir haben später als Großfamilie darin gewohnt.”

Bis vor zwei Jahren habe ihre Mutter Hildegard in dem 120 qm großen, zweigeschossigen Haus, in dem kein Raum rechteckig ist, gelebt. „Überall sind Nischen und Erker. Das ergibt - zusammen mit den hohen Decken - eine ganz besondere Wohnatmosphäre”, schwärmt Albrecht-Imöhl. Deshalb sei ihr auch die Idee gekommen, das Haus mit fünf Zimmern, großer Wohnküche und offenem Kamin Feriengästen anzubieten.

„Im Ruhrgebiet gibt's doch kaum Ferienhäuser. Die Lage hier in Hagen am Goldberg ist ideal für Touren ins Sauerland und Ruhrgebiet. Momentan haben wir Gäste aus dem Saarland, die die Route der Industriekultur abfahren”, erläutert Gatte Bernd Imöhl. Künstler, Musiker und Geschäftsleute würden ebenso zu ihren Gästen zählen wie Mitglieder der „Zeugen Jehovas”, die an einem Kongress in Dortmund teilgenommen hätten. „Eine Familie aus Schottland hat im ,Gärtnerhaus' gewohnt und die Umgebung ausschließlich mit Bus und Bahn erkundet. Und die schottischen Gäste haben unser Verkehrsnetz in höchsten Tönen gelobt.”

Regina Albrecht-Imöhl macht es Spaß, den Besuchern Tipps zu geben („Jedem Gast empfehlen wir Freilichtmuseum und Drei-Türme-Weg”). Und sie ist froh, ihre Englisch-Kenntnisse „gezwungenermaßen” auffrischen zu müssen.

Ein schöner Nebeneffekt.