Vorhalle. .

Es gibt Situationen, da konzentrieren sich Eltern besonders auf eines ihrer Kinder. Zum Beispiel, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt. Dann kann es auch passieren, dass sich die anderen Kinder von den Eltern mental entfremden. „So etwas kommt vor“, weiß Kathrin Praest von den Falken. „Oft kommt dann aus dem näheren Umfeld der Ratschlag, autoritärer vorzugehen.“

Auf den Gedanken, sich in solchen Fällen professionelle Hilfe zu holen, kommen viele Eltern indes nicht. Oft aus Angst vor den Behörden. „Ich habe vor vielen Jahren, als ich selbst noch nicht erwachsen war, schlechte Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht“, erinnert sich Fatima Sahid. „Die sind gekommen und haben gedroht. Aber das hat nicht geholfen. Heute ist das aber viel besser geworden.“

An diesem Punkt setzt der Multiplikatorenkurs in Vorhalle an. „Wir wollen mit dem Kurs die Hemmschwellen zu den Behörden abbauen und Kompetenzen bei den Müttern aufbauen“, sagt Praest. Rund 15 marokkanische, türkische und deutsche Mütter beteiligen sich seit gut einem halben Jahr an dem Kurs. Angesprochen wurden die ersten Mütter im Vorhaller Elterncafé. Dann setzte wie erwünscht ein Schneeballeffekt ein.

Zu Beginn der vormittäglichen Runden ging es um Theorie: Mit Hilfe von Rollenspielen und Videoanalysen wurden zum Beispiel Alltagsfallen aufgearbeitet. Es ging zudem um Themen, wie „Gefühle sind der Schlüssel zum Kind“, „Die Wirkung von Bestrafung“ oder „Verständnisvolles Zuhören“.

„Mir haben diese Einheiten sehr weitergeholfen“, sagt die Teilnehmerin Haoula Oussman. „Ich habe einige Ratschläge mitnehmen können.“

Im Anschluss an die Theoriestunden bereiste die Gruppe Einrichtungen mit verschiedene Hilfsangeboten. „Es ging darum, den Frauen zu zeigen, dass dort freundliche Menschen arbeiten, von denen sie nichts zu befürchten haben“, erläutert Praest. „Viele Frauen in meinem Umfeld kennen diese Einrichtungen überhaupt nicht. Denen habe ich schon weitergegeben, dass sie dort bedenkenlos hingehen können“, ergänzt Fatima Sahid.

Genau diesen Effekt hat der Kurs im Blick. Die Frauen sollen positive Erfahrungen mit Beratungsstellen in ihr Umfeld tragen. Vielleicht sogar dort mit kleineren Tipps hilfreich zur Seite stehen. In der Gruppe klappt das schon ganz gut. „Das hat schon ein wenig Selbsthilfecharakter bekommen“, sagt Kathrin Praest, die sich in den Gesprächsrunden darauf beschränkt, Anstöße zu liefern.

Den Rest sollen die Frauen unter sich regeln. „Der Kurs ist sehr hilfreich für mich. Über gewisse Dinge zu reden, ist einfach wichtig“, berichtet Svenja Neumann. „Ich bin schon viel offener geworden.“