Hagen-Mitte. . Das Erscheinungsbild der Innenstadt wird immer stärker vom Islam geprägt: Die islamisch-kurdische Gemeinde hat den ehemaligen Bunker an der Körnerstraße 94 (ehemals Schmidt im Bunker) erworben und plant dort die Einrichtung einer Moschee samt Kulturräumen und Café. Zudem wollen die Kurden zwei Minarette vor dem Gebäude hochziehen.

Nach der Sommerpause wird sich die Bezirksvertretung Mitte mit dem Ansinnen der Muslime befassen müssen. Planungsrechtlich sei die beantragte Umnutzung des ehemals gewerblich gebrauchten Gebäudes in eine Moschee auf jeden Fall zulässig, teilte die Stadtverwaltung mit. Ob die Minarette gebaut werden dürfen und ob dafür das Einvernehmen der Stadt notwendig wäre, ist allerdings noch unklar. Dass demnächst ein Muezzin in der Körnerstraße zum Gebet aufruft, wie es sich Harun Sever, Vorsitzender der islamisch-kurdischen Gemeinde, gerne vorstellt, hält Bezirksbürgermeister Jürgen Glaeser indes für unwahrscheinlich: „Ich gehe davon aus, dass es dafür keine Zustimmung in der Hagener Politik gibt.“

Die Moschee wird nach Seyx Mehmet Emin benannt, einem kurdischen Islamlehrer

Derzeit wird der Bunker umgebaut, kurdische Kinder erhalten dort bereits Religionsunterricht. Die Moschee solle im ersten Stock liegen, erläuterte Sever, im Erdgeschoss ist ein Café- und Teehaus geplant, in der zweiten Etage Büroräume, im dritten Stock Freizeiteinrichtungen für Jugendliche. Dart, Tischfußball und Billard kann man dort bereits spielen. An der Wand hängt eine Landkarte mit den Grenzen Kurdistans, das Teile der Türkei, Syriens und des Iraks umfasst. Die Moschee werde nach Seyx Mehmet Emin benannt, so Sever: „Er war ein bedeutender kurdischer Islamlehrer, den die türkische Armee totgeschossen hat.“

Der Bunker ist auf höchst ungewöhnliche Weise in den Besitz der kurdischen Gemeinde gelangt. Eine bereits beantragte Versteigerung wurde abgesagt. Vor fünf Jahren erklärte Burkhard Schrage, der letzte Besitzer, seinen Verzicht auf die Immobilie. Eine solche Möglichkeit lässt das Bürgerliche Gesetzbuch zu. Das Land NRW jedoch, dem in solchen Fällen automatisch ein Aneignungsrecht zufällt, verzichtete auf den herrenlosen Besitz, der nunmehr von jedermann erworben werden konnte. Es war schließlich die kurdische Gemeinde, die den Bunker mit allen im Grundbuch eingetragenen Lasten übernahm. Nach Informationen unserer Zeitung soll dabei zur Befriedigung der Gläubiger eine sechsstellige Summe geflossen sein. Das Geld hätten Gemeindemitglieder aufgebracht, sagte Sever: „Unsere Gemeinde hat 300 Mitglieder - allesamt Kurden.“

Christentum auf Rückzug

Neben den türkischen Moscheen in der Körnerstraße 77 und am Märkischen Ring 11a ist die kurdische Moschee damit das dritte große islamische Gotteshaus in der Innenstadt. Der christliche Einfluss geht dagegen immer weiter zurück, die evangelische Lutherkirche soll bekanntlich aufgegeben werden. Es gibt aber noch mehrere kleinere Moscheen in Hagen, so in der Augustastraße, in der Werdestraße, der Fehrbelliner Straße, der Eckeseyer Straße, am Mühlenwert, der Minervastraße, der Oeger Straße und am Bodelschwingh­platz.

Wann die kurdische Moschee samt Gemeindezentrum offiziell eröffnet wird, steht noch nicht fest. Sever kündigte an, dazu den Hagener Oberbürgermeister sowie weitere Honoratioren der Stadt einzuladen.