Eilpe. .

Es gibt sie noch. Diese kleinen Paradiese, die kaum jemand kennt. Die reizvollen Plätze, an denen Generationen von Kindern Abenteuer erlebt haben. Hier, wo das Rauschen des Flusses den Verkehrslärm der Eilper Straße verdrängt, hat die Natur schon lange die Oberhand gewonnen. Sie dehnt sich aus in prachtvollem Grün - über eine alte Eisenbahnbrücke, über ein Wehr und über Pfeiler und Mauern.

Es war im September 2007, als die Menschen aus dem Stadtteil Eilpe weite Teile dieses Paradieses in Beschlag nahmen. Über eine provisorische Brücke, die das Technische Hilfswerk errichtet hatte, waren sie an einen angeschütteten Sandstrand auf der sogenannten Wippermanninsel gelangt. Auf verschlungenen Wegen gelangten sie zu einem Industriegelände, auf dem eine Art Piratenfest gefeiert wurde.

Bezirksregierung in Arnsberg zog die Reißleine

All das stand stellvertretend für eine Vision, die im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau West Wirklichkeit werden sollte: Die Erschließung des Areals jenseits der Volme (auf dem unter anderem gerade das neue Tierheim entsteht) durch eine Brücke sollte den Fluss für die Menschen im Stadtteil erlebbar machen.

Es folgten ein Architekturwettbewerb, ein Auswahlverfahren für einen der Entwürfe sowie weitere Planungen. Bis die Bezirksregierung in Arnsberg die Reißleine zog. Die Stadt sei pleite. Da gebe es Bedeutenderes als eine Brücke, für die neben der Fördersumme ein kommunaler Eigenanteil fällig gewesen wäre.

Der große Wurf, das wissen auch Baudezernent Thomas Grothe und der aus Berlin stammende Quartiermanager Gerald Schäfer, der eigens für die Umsetzung des Stadtumbau-Programms mit seinen diversen Teilprojekten in Eilpe und Oberhagen nach Hagen kam, ist nicht mehr zu realisieren. Auch die Sanierung der maroden Eisenbahnbrücke, die einst das Areal der Firma Rafflenbeul erschloss, lässt sich nicht finanzieren. Aber den Fluss, der sich weitestgehend hinter Häuserfassaden durch den Stadtteil schlängelt, wollen die Stadtplaner weiter erlebbar machen.

„Volmeblick“ heißt ein Projekt, das direkt an der Eilper Straße gegenüber der Luisenstraße Wirklichkeit werden soll. Von einem Grundstück, das einst als Brückenkopf dienen sollte und bereits der Stadt gehört, soll es möglich sein, die Ufer und den Flusslauf zu betrachten. Eine Mauer, die das Areal zur Straße hin begrenzt, soll abgerissen, eine Bushaltestelle verlegt werden. Betonplatten, durch deren Fugen sich Unkraut und Pflanzen einen Weg gesucht haben, sollen verschwinden. Stattdessen soll der Platz neu gestaltet werden.

150 000 Euro Fördermittel stehen dafür zur Verfügung. Aber: Die Politiker in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl sind äußerst skeptisch (unsere Zeitung berichtete). Sie fürchten, dass mitten im Stadtteil eine weitere Heimstätte für die Trinkerszene oder ein neues Hundeklo entstehen könnten.

Interesse an einer vernünftigen Entwicklung der Fläche

„Die Eilper sind aufgefordert, diese Fläche, so sie denn gestaltet wird, selbst in Beschlag zu nehmen“, sagt Thomas Grothe, der die Enttäuschung der Politik über den schleppenden Stadtumbau nachvollziehen kann. Aber: „Die Ursprungsplanung aus dem Jahr 2005 sah auch noch keine Brücke vor. Ziel war es seinerzeit, eine Möglichkeit zu schaffen, nahe an den Fluss heranzukommen. Hier ist eine der wenigen Ecken, an denen das möglich ist.“

Auch Gerald Schäfer hielte es für falsch, die Fläche wieder zu veräußern. „Damit würde man eine riesige Chance aus der Hand geben. Bislang liegt Eilpe an der Volme, und keiner merkt’s“, sagt er. „Das Geld wäre hier zunächst gut angelegt. Und wenn die Stadt das Areal behält, bleibt ja immer noch die Option, irgendwann einmal eine Brücke zu realisieren. Auch der Eigentümer der benachbarten Gebäude, der heute in Krefeld lebt, hat immer noch ein großes Interesse an einer vernünftigen Entwicklung der Fläche. Städteumbau vollzieht sich in Dekaden, nicht innerhalb von ein paar Monaten.“