Hagen.

Die Arbeitsmarktdaten haben sich in den vergangenen Monaten in Hagen positiv entwickelt. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, gleichzeitig melden Unternehmen deutlich mehr offene Stellen als vor einem Jahr. Die Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten (NGG) warnte indes am Mittwoch davor, dass der Aufschwung in Hagen von Leiharbeit getragen werde. Die Hagener Agentur für Arbeit verneint das.

„Leiharbeit in Hagen boomt“ überschreibt die Gewerkschaft ihre Pressemitteilung. Mehr als 2610 Menschen waren Ende letzten Jahres in Hagen als Leiharbeiter beschäftigt – 97 Prozent mehr als noch im Vorjahr, klagt die NGG. „Ihre guten Bilanzen haben die Unternehmen zu einem Großteil auf dem Rücken der Leiharbeiter erwirtschaftet. Der Preis dafür ist hoch: Leiharbeiter in Hagen haben mit schlechteren Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Und sie werden wesentlich schlechter bezahlt. Schon heute ist klar, dass sie später mit einer wesentlich geringeren Rente auskommen müssen“, schreibt Monika Brandt, Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen.

„Leiharbeiter-Quote“ in Hagen bei vier Prozent

Der Sprecher der Hagener Arbeitsagentur, Ulrich Brauer, bestätigt diese Zahlen; ordnet sie allerdings in einen größeren Kontext ein. Im Dezember 2009 waren 1327 Leiharbeiter in Hagener Firmen beschäftigt. Ein Jahr später, im Dezember 2010, waren es 2611. Ein Plus von 97 Prozent. Dass der Aufschwung von Leiharbeit getragen werde, stimme allerdings nicht. „In Hagen gibt es derzeit rund 67 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte“, sagt Brauer, „der Anteil der Leiharbeiter beträgt in Hagen also gerade einmal vier Prozent.“ Der Anteil der Arbeiter, die über Personaldienstleister in einer Firma beschäftigt sind, sei in Hagen im bundesdeutschen Vergleich auch nicht ausgesprochen groß. Mitte 2007 waren sogar 3100 Menschen über Leiharbeitsfirmen in Hagener Unternehmen angestellt.

Dass sich von Dezember 2009 und Dezember 2010 die Zahl der Leiharbeiter fast verdoppelt habe, stehe in Zusammenhang mit der anspringenden Konjunktur, meint Brauer: „Personaldienstleister sind die ersten, die in einer wirtschaftlichen Krise Menschen entlassen. Sie sind aber auch die ersten, die Leute wieder einstellen, wenn es mit der Konjunktur aufwärts geht.“ Mit der anhaltend guten konjunkturellen Lage steige derzeit deutlich die Bereitschaft, Menschen direkt in den Unternehmen einzustellen, und dass ohne den Umweg über Zeitarbeitsfirmen. Häufig seien das sogar unbefristete Stellen, so Brauer. Das verarbeitende Gewerbe meldete im Juli z.B. 48 Prozent mehr offene Stellen als vor einem Jahr.